DSLV und LVS im Gespräch mit Bundesratspräsidentin Anke Rehlinger – Logistikbranche braucht mehr politische Rückendeckung für wirtschaftliche Stabilität und Nachhaltigkeitsanstrengungen
In einem Treffen mit der amtierenden Bundesratspräsidentin und Ministerpräsidentin des Saarlandes, Anke Rehlinger, haben Vertreter der DSLV Bundesverband Spedition und Logistik und des Landesverbands Verkehrsgewerbe Saarland (LVS) die wirtschaftliche Lage der Logistikbranche unter dem Einfluss des industriellen Strukturwandels, die Herausforderungen bei der Transformation des Verkehrssektors und die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt adressiert. Gastgeber war der mittelständische Kontraktlogistiker Nikolaus Rein GmbH – mit über 400 Beschäftigten, 11 Standorten, 40.000 m2 Logistikfläche allein in Saarlouis und 200 eigenen Lkw-Einheiten, darunter Lang-Lkw – ein typisches deutsches Speditionshaus.
Rückläufige Umsätze und Investitionsabflüsse sind die Folgen sich verschlechternder Standortbedingungen. Hohe Strom- und Bürokratiekosten sowie Unsicherheiten bei der Energiewende sind ursächlich für die wirtschaftliche Stagnation und die sinkende Industrieproduktion – mit direkten negativen Folgen für den Logistiksektor. Die Speditionsbranche bleibt eingeklemmt zwischen rückläufigen Sendungsmengen, steigenden Personalkosten, sehr niedrigen Gewinnmargen, wachsenden Kundenanforderungen und hohen Transformationskosten. DSLV und LVS unterstreichen weiterhin die Notwendigkeit von großen CO2-Reduktionsprüngen im Verkehrssektor, die aber nur unter wirtschaftlich realistischen Bedingungen möglich sind. Produktionsdrosselung, Stellenabbau und Wachstumsrückschritte können keine Antwort auf den Klimaschutz sein. Vielmehr braucht es einen regulatorischen Befreiungsschlag aus Abgabensenkungen und bürokratischen Entlastungen.
Konkret fordern DSLV und LVS unter anderem gezielte Förderungen für den Aufbau von betrieblichen E-Ladeinfrastrukturen, bessere Netzverfügbarkeiten, eine deutliche Absenkung der Stromsteuer auch für Logistikbetriebe sowie einen Anrechnungsmechanismus für erneuerbare Kraftstoffe bei der Lkw-Maut und bei den Flottengrenzwerten. Zudem richten die Speditionsverbände hohe Erwartungen an die Bundes- und Landespolitik, finanzielle Mittel aus öffentlichen Etats und aus Sondervermögen zukunftswirksam zu investieren. Eine leistungsfähige Schiene könnte entscheidend zur Entlastung von Straßen und Klima beitragen – wenn nicht nur Geld bereitgestellt wird, sondern auch Organisations- und Finanzierungsreformen für diesen Verkehrsträger greifen.
Ministerpräsidentin Anke Rehlinger zeigte Verständnis für die praktischen Herausforderungen der Unternehmen und betonte die Bedeutung des Logistiksektors für die regionale und nationale Wirtschaft:
„Die Speditions- und Logistikbranche ist ein unverzichtbarer Motor unserer Wirtschaft – auch hier im Saarland. Unternehmen wie die Nikolaus Rein GmbH zeigen, dass mittelständische Betriebe nicht nur leistungsfähig und innovativ sind, sondern auch Verantwortung übernehmen, wenn es um die Transformation hin zu mehr Klimaneutralität geht. Für die Landesregierung ist klar: Wir ziehen mit allen Akteuren an einem Strang, um die Wettbewerbsfähigkeit der Logistikbranche hier im Saarland zu sichern – sei es bei Energiepreisen, Infrastruktur, der Antriebswende oder dem Erhalt von Arbeitsplätzen“.
Frank Huster, Hauptgeschäftsführer des DSLV Bundesverband Spedition und Logistik, machte deutlich, dass Klimaziele die wirtschaftlichen Handlungsspielräume der Speditionsunternehmen berücksichtigen müssen:
„Grüne Logistik braucht schwarze Zahlen. Da die Politik ambitionierte Klimaziele vorgibt, muss sie auch die Voraussetzungen für deren Umsetzbarkeit in den Unternehmen schaffen. Um in die Verkehrswende investieren zu können, brauchen die Speditionshäuser Wachstumsimpulse, Entlastungen bei Steuern und Abgaben, einen Abbau bürokratischer Hürden und leistungsfähige Infrastrukturen. Nur so können deutsche Logistikunternehmen international wettbewerbsfähig bleiben“.
Armin Rein, geschäftsführender Gesellschafter der Nikolaus Rein GmbH und Präsident des Landesverbands Verkehrsgewerbe Saarland, warnte vor unrealistischen Erwartungen an den Mittelstand:
„Der unternehmerische Mittelstand bildet das Rückgrat der deutschen Logistik. Damit er seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann, ohne an die finanziellen Belastungsgrenzen gedrängt zu werden, müssen gesetzliche Vorgaben planbar und wirtschaftlich umsetzbar sein. Die Investitionsbedingungen für Speditionen entscheiden nicht nur über den Erfolg oder Misserfolg der Verkehrswende. Sie entscheiden auch über den Erhalt der Wirtschaftskraft und der Arbeitsplätze in der Logistikbranche“.
Deutsche Produktionsstandorte wie das Saarland sind auf eine leistungsfähige Logistik angewiesen – und die Logistik wiederum auf eine starke Industrie als Auftraggeber. Die Vertreter der Speditionsbranche betonten gegenüber der Ministerpräsidentin: Damit dieser Kreislauf intakt bleibt, darf die Verkehrswende nicht zu Lasten der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen und der Arbeitsplätze gehen.
Quelle: DSLV