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DSLV-Pressemitteilung zur Mitgliederversammlung 2025: Erfolg der Logistikbranche ist kein Selbstläufer

Die Speditions- und Logistikbranche kann und will einen Beitrag zur wirtschaftlichen Erneuerung in Deutschland und Europa leisten – dafür braucht sie mehr unternehmerische Freiräume und Planungssicherheit. Angesichts anhaltender Wachstumsstagnation, geopolitischer Spannungen und zunehmender Belastung durch politische Regulierungen appelliert der DSLV Bundesverband Spedition und Logistik auf seiner Mitgliederversammlung am 23.05.2025 in Berlin an eine Rückbesinnung auf wirtschaftspolitische Vernunft, Investitionssicherheit und die Stärkung des Freihandels.
„Wir haben in den vergangenen Jahren leider Teile unseres wirtschaftlichen Potenzials verspielt. Der Titel „Logistik-Weltmeister“ fällt uns schon lange nicht mehr in den Schoß – und auch bei der Export-Weltmeisterschaft kommen wir nicht mehr automatisch ins Finale“, stellte DSLV-Präsident Axel Plaß fest. Die Unsicherheit auf den Weltmärkten – verschärft durch die jüngsten Zollkonflikte – trifft auf hausgemachte Standortnachteile: hohe Energie- und Personalkosten, überbordende Bürokratie und erhebliche Investitionsdefizite bei der Verkehrsinfrastruktur. Entsprechend hoch sind die Erwartungen der Branche an die neue Bundesregierung und den angekündigten Politikwechsel.

Der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr Christian Hirte bekräftigte die Priorität der Bundesregierung, gezielt in die Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur zu investieren. Hirte kündigte an, Planungs- und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen und alle Verkehrsträger zu stärken. Eine verlässliche Verkehrspolitik und sehr gute Infrastrukturen seien zentrale Voraussetzungen für einen zukunftsfähigen Wirtschafts- und Logistikstandort.

Mit Blick auf den aktuellen Haushaltsprozess fordert der Verband eine langfristig verlässliche Finanzierung, die sich an den tatsächlichen Bedarfen orientiert. „Wichtig ist, dass der Bund den Verkehrsinvestitions-Etat aufstockt und nicht zwischen Regelhaushalt und Sondervermögen einfach nur umschichtet. Die im Koalitionsvertrag vereinbarte Zusätzlichkeit der Investitionen darf nicht ausgehebelt werden. Investitionen in Schiene, Straße, Wasserwege und Häfen sind keine konsumtiven Ausgaben, sondern strategische Zukunftssicherung. Deutschlands zentrale Logistikachsen müssen endlich fit für die Zukunft werden“, so Plaß.

Der DSLV begrüßt die Rückkehr zu verkehrsträgerbezogenen Finanzierungskreisläufen. „Die Lkw-Mautzahler – das ist der Straßengüterverkehr – haben seit 20 Jahren mehr als 110 Milliarden Euro zur Deckung ihrer Wegekosten, zur Internalisierung ihrer externen Kosten und erheblich zur Finanzierung des Verkehrsetats beigetragen. Diese gigantische Summe musste von den Speditionshäusern erst am Markt erwirtschaftet werden, bevor sie an den Bund überwiesen werden konnte“, betonte Plaß. Jetzt ist es an der Zeit, diese Mittel gezielt zur Sanierung der Straßeninfrastruktur einzusetzen – aber auch zur Abfederung der enormen Transformationskosten im Straßengüterverkehr.

Nachhaltigkeit ist längst kein optionales Ziel mehr, sondern ein strategischer Imperativ. Dennoch darf der Staat die Transformation der Branche nicht allein den Unternehmen aufbürden. „Klimaschutz ist zum geschäftlichen Pflichtprogramm geworden – doch die wirtschaftliche Last wird bislang weitgehend von den Unternehmen allein getragen“, kritisiert Plaß. Die Branche wünscht sich eine technologieoffene und wirtschaftlich tragfähige Klimapolitik, die von Investitionsanreizen und realistischen Zielpfaden flankiert wird. Die EU muss – analog zum „Industrial Action Plan for the European Automotive Sector“ – auch für die Logistik einen sektorbezogenen Aktionsplan auflegen, die nachhaltige Lieferketten nicht nur organisiert, sondern diese auch finanzieren können muss.

Große Erwartungen richten die Unternehmen auch an das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Der DSLV fordert einen stärkeren Fokus auf Energiesicherheit, offene Märkte und wirtschaftliche Eigenverantwortung statt Überregulierung – insbesondere angesichts steigender Bürokratielasten, etwa durch die verpflichtende Nachhaltigkeitsberichterstattung. „Wohlstandsgewinnung muss wieder zum Leitprinzip des Wirtschaftsressorts werden“, sagte Plaß.

Mit Sorge blickt der DSLV auf die drohende politische Schwächung der Tarifautonomie und die geplante Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns auf 15 Euro. „Das vernichtet Arbeitsplätze und gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit vieler Unternehmen des Logistiksektors, der in der gesamten industriellen Wertschöpfungskette das margenschwächste Glied ist“, warnte Plaß.

Trotz der kritischen Bestandsaufnahme zeigt sich der DSLV zuversichtlich: Mit einer konsequenten Entlastungsagenda, einer freihandelsorientierten Außenwirtschaftspolitik, der Beseitigung struktureller Investitionsdefizite und einer Sozialstaatsreform kann ein wirtschaftlicher Umschwung gelingen.