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Neue Mittelfristprognose: Güterverkehr 2024 rückläufig – bis 2028 moderate Erholung, aber keine Trendwende

Trotz einzelner positiver Signale bleiben die Aussichten für den Güterverkehr in Deutschland gedämpft. Das zeigt die aktuelle Mittelfristprognose des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr. Nach einem Rückgang des Transportaufkommens um 1,6 % im Jahr 2024 ist ab 2026 zwar mit einem leichten Wachstum zu rechnen – das Vorkrisenniveau von 2019 wird jedoch bis 2028 voraussichtlich nicht mehr erreicht. Die Entwicklungen verlaufen dabei je nach Verkehrsträger unterschiedlich dynamisch.

Die mittelfristige Entwicklung des Güterverkehrs bleibt von Unsicherheiten geprägt. Die wirtschaftliche Erholung verläuft schleppend, viele Verkehrsträger – insbesondere die Straße und die Binnenschifffahrt – werden das Vor-Corona-Niveau beim Transportaufkommen bis 2028 voraussichtlich nicht wieder erreichen.

Zu diesem Ergebnis kommt die „Mittelfristprognose Winter 2025/2026“, die im Rahmen der „Gleitenden Mittelfristprognose für den Güter- und Personenverkehr“ von Intraplan Consult im Auftrag des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr erstellt wurde. Sie umfasst die Jahre 2025 bis 2028 und enthält zudem eine Einschätzung zur Entwicklung im Jahr 2024. Veröffentlicht wurde die Prognose vom Bundesamt für Logistik und Mobilität (BALM) am 11. April 2025.

Geopolitische Unsicherheiten, eine schwache Baukonjunktur sowie rückläufige Kohletransporte führten 2024 zu einem weiteren Rückgang des gesamtmodalen Transportaufkommens (-1,6 %). Die Transportleistung stagnierte und verzeichnete lediglich ein minimales Plus von 0,1 %. Für 2025 wird ein weiterer Rückgang des Transportaufkommens um 0,4 % erwartet – dabei sind die Auswirkungen der aktuellen Zolleskalation noch nicht berücksichtigt.

Chancen ergeben sich vor allem im Kombinierten Verkehr sowie im Seehafenhinterlandver-kehr. Speditions- und Logistikunternehmen sind gut beraten, auf flexible Kapazitätssteuerung, multimodale Strategien und eine kontinuierliche Beobachtung volatiler Märkte zu setzen. Ent-scheidend wird sein, wie sich die geopolitischen, regulatorischen und strukturellen Rahmenbe-dingungen in Zukunft weiterentwickeln.

Entwicklung nach Verkehrsträgern

Straßengüterverkehr

Der Straßengüterverkehr verzeichnete 2024 bereits das dritte Jahr in Folge einen Rückgang – das Transportaufkommen fiel um 2,3 %, die Leistung um 0,9 %. Gründe sind vor allem die schwächelnde Bauwirtschaft und das schwierige gesamtwirtschaftliche Umfeld. Für 2025 wird eine Stabilisierung erwartet (-0,3 % Aufkommen, +0,4 % Leistung), mittelfristig ist mit einer Rückkehr zu moderatem Wachstum zu rechnen: bis 2028 soll das Transportaufkommen jährlich um 1,4 %, die Leistung um 2,1 % steigen. Dennoch soll der Straßenverkehr auch 2028 unter dem Vorkrisenniveau bleiben (-7,5 % beim Aufkommen gegenüber 2019).

Eisenbahnverkehr

Der Eisenbahngüterverkehr entwickelte sich 2024 leicht positiv – das Aufkommen stieg um
0,1 %, die Leistung um 1,3 %. Besonders auffällig ist der kräftige Zuwachs im Kombinierten Verkehr (+6,4 % Leistung), der sich von den vorjährigen Rückgängen erholt. Gleichzeitig belas-tet der anhaltende Rückgang im Kohletransport weiter die Gesamtentwicklung. Für 2025 wird eine stagnierende Entwicklung erwartet, bevor ab 2026 ein jährliches Wachstum von 0,8 % beim Aufkommen und 1,9 % bei der Transportleistung prognostiziert wird. Die Bahn könnte 2028 wieder annähernd das Vorkrisenniveau erreichen.

Binnenschifffahrt

Die Binnenschifffahrt konnte 2024 überraschend zulegen: +2,1 % beim Aufkommen, +5,6 % bei der Leistung – vor allem getragen von der Chemiebranche. Gleichzeitig setzten sich die Rück-gänge bei Kohletransporten fort (-15 %). Für 2025 und die Folgejahre wird mit einem erneuten Rückgang gerechnet. Bis 2028 wird das Transportaufkommen voraussichtlich um 1,4 % jährlich sinken, die Leistung um 0,5 % – damit bleibt dieser Verkehrsträger am weitesten vom Niveau des Jahres 2019 entfernt (-19 % Aufkommen, -16 % Leistung).

Luftfracht

Die Luftfracht legte 2024 um 2,1 % zu. Geopolitische Faktoren – wie die Sicherheitslage im Roten Meer – führten zu Umleitungen und damit zu einer Verlagerung auf die Luft. Auch in den kommenden Jahren wird ein moderates Wachstum erwartet: +0,7 % jährlich bis 2028. Damit bleibt die Luftfracht ein stabiler, aber weiterhin mengenmäßig kleiner Verkehrsträger.

Seeverkehr

Im Seeverkehr war 2024 ein Umschlagsplus von 3,1 % zu verzeichnen. Während Kohle weiter rückläufig war, stiegen Containerverkehre sowie Transporte von Rohöl und Erdgas. Für die kommenden Jahre wird ein Wachstum von 0,5 % jährlich prognostiziert. Der Containerverkehr bleibt die treibende Kraft, während Massengutverkehre – insbesondere Kohle – weiter stagnieren oder rückläufig sind.

Die Mittelfristprognose Winter 2024/2025 finden Sie im Anhang.

Quelle: DSLV