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Spitzen der Bundesverbände DSLV und AMÖ zu Gast beim nordrhein-westfälischen "Nikolaustreffen"

Auch dieses Jahr fand in der Vorweihnachtszeit das traditionelle "Nikolaustreffen" der Landesverbände Spedition + Logistik sowie Möbelspedition und Logistik im Verband Verkehrswirtschaft und Logistik (VVWL) NRW e.V. statt. Über 150 Spediteure, Logistiker und Umzugsunternehmer waren am 5. Dezember 2025 der Einladung in die Stadthalle Werl gefolgt.

In diesem Jahr war es den Organisatoren gelungen, den Hauptgeschäftsführer des DSLV Bundesverband Spedition und Logistik Frank Huster sowie den hauptamtlichen Vorstand des Bundesverbandes Möbelspedition und Logistik AMÖ Andreas Eichinger für einen Austausch zu gewinnen.

Im gewerbepolitischen Talk mit dem Publikum blickten Huster und Eichinger mit den beiden Landesverbandsvorsitzenden Manfred Köhler und Jürgen Zantis unter Moderation von Verbandsgeschäftsführer Dr. Christoph Kösters auf ein bewegtes Jahr zurück.

Die wirtschaftliche Lage in der Speditions- und Logistikbranche bleibt angespannt. Wie Manfred Köhler, Vorsitzender des Landesverbands Spedition + Logistik, erläuterte, hat sich die kurzzeitige Stimmungsaufhellung im Herbst nicht bestätigt. Laut aktuellem ifo-Konjunkturtest rutschte die Branche im November erneut in ein deutlich negatives Stimmungsbild. Geschäftslage, Erwartungen und Umsatzaussichten verschlechterten sich spürbar, während die Preiserwartungen den höchsten Stand des Jahres erreichten.

Hinzu kommen strukturelle Belastungen: Die Spotmarktpreise fallen, der Ladungsanteil verringert sich nach dem starken Sommer gegen den langjährigen Trend deutlich. Allein im Verband VVWL NRW wurden bis Oktober 33 Betriebsaufgaben und 11 Insolvenzen gemeldet. Rückgänge in zentralen Industriezweigen wie Automotive, Chemie und Maschinenbau verschärfen die Lage. Köhler verwies jedoch auf stabile Teilmärkte wie Lebensmittel- und Gesundheitslogistik, die der Branche weiterhin Halt geben.

Auch in der Umzugs- und Möbelspedition zeigt sich ein schwieriges Marktumfeld. Jürgen Zantis, Vorsitzender des Landesverbands Möbelspedition und Logistik, berichtete von deutlichen Rückgängen in der Neumöbellogistik. Die deutsche Möbelindustrie verzeichnete in den ersten neun Monaten einen Umsatzrückgang von 4,3 Prozent, im Inland sogar um 5,4 Prozent. Verschärft wurde die Situation durch US-Zollpolitik und steigende Importe aus China und Vietnam, die den Preisdruck erhöhen. Ein Viertel der Möbelproduzenten plante Kurzarbeit im vierten Quartal.
Trotz der Herausforderungen verwiesen beide Vorsitzende auf die Resilienzfähigkeit der Branche.

Dem konnte Frank Huster, Hauptgeschäftsführer des DSLV Bundesverband Spedition und Logistik, nur zustimmen. Er berichtete zudem zu aktuellen Themen aus der Bundespolitik. Der im Rahmen der Verabschiedung des Bundeshaushalts 2026 beschlossene Verkehrsetat ist angesichts des gewaltigen Sanierungsstaus bei den Verkehrswegen nicht ausreichend. Anstatt die mit dem schuldenfinanzierten Sondervermögen "Infrastruktur und Klimaneutralität“ zur Verfügung stehenden Gelder zusätzlich zu nutzen, wurde der Kernhaushalt gekürzt, so Huster. Er kritisierte: "Erhalt und bedarfsgerechter Ausbau unserer Verkehrsinfrastruktur müssen nicht nur auskömmlich finanziert, sondern auch die Strukturen der Finanzierungsarchitektur grundlegend überarbeitet werden. Der Bundestag weiß das, er hat aber anders priorisiert und entschieden.“

Andreas Eichinger berichtete über politische Aktivitäten der AMÖ. Beispielsweise konnte der Bundesverband durch seine Mitarbeit in der Kommissionb Straßengüterverkehr erreichen, dass die Anwendung der RSA 21 beim Einrichten einer Halteverbotszone für einen Umzug überdacht wird. Eichinger berichtete, dass die Bundesebene hier eine gänzlich andere Einschätzung hat als die kommunale Ebene. Seit September 2024 ist die AMÖ wieder Mitglied der FEDEMAC und betreibt hierüber Lobbyarbeit für die Branche. Als aktuell diskutiertes Thema in Brüssel nannte er die urbane Logistik.

Beim Blick auf das kommende Jahr geht der AMÖ-Vorstand davon aus, dass die Konsolidierung der Branche weitergehen wird. Die Herausforderungen der Branche sind vielfältig, das Engagement in der Ausbildung ist daher elementar wichtig.

Zantis forderte von der Politik Rahmenbedingungen für eine positive Stimmung in der Bevölkerung: "Eine positive Grundeinstellung ist wichtig in diesen Zeiten."

Für Köhler ist eine nachhaltige konjunkturelle Erholung in 2026 noch nicht in Sicht. Er betonte aber ebenso die Erfahrung der Logistik im Umgang mit Krisen und hofft auf einen Aufschwung, sobald der Krieg in der Ukraine endlich beendet ist.

Huster appellierte, die Logistik müsse ihr positives Image als systemrelevante Branche weiter vermarkten. Er sah für die nahe Zukunft die Schwerpunktthemen Demografie, Digitalisierung und Dekarbonisierung, "aber leider auch Defence".

Hierüber berichtete Michael Schnatz, Leiter des Fachbereichs Bevölkerungsschutz des ASB Deutschland e.V., in seinem Gastvortrag zu neuen Risiken und Herausforderungen im Zivilschutz in bewegten Zeiten. Schnatz ist eine der zentralen Personen im Bereich Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe beim ASB in Deutschland. Seine langjährige Tätigkeit und seine Rolle als Sprecher eines überregionalen Forums zeigen, dass er sowohl operativ bei Übungen als auch strategisch in den Bereichen Planung, Ehrenamtsorganisation, Lobbyarbeit und Öffentlichkeitsarbeit aktiv ist. In Anbetracht aktueller Krisenlagen und Herausforderungen im Bevölkerungsschutz gilt er damit als wichtiger Ansprechpartner und Vertreter des ASB auf Bundesebene.

In seinem Vortrag thematisierte Schnatz die aktuelle Bedeutung des Zivilschutzes: "Gerade der Völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und die damit verbundene Zeitenwende, geprägt von massiven Kriegsverbrechen und gezielten Angriffe auf die zivile Infrastruktur sowie der bewussten Zerstörung von Kulturgut, zeigen deutlich, wie ernst die Lage ist. Die Ukrainer haben sich aber eine Resilienzfähigkeit aufgebaut, die ich beneidenswert finde." In diesem Zusammenhang wurde der Operationsplan Deutschland entwickelt. Hierbei handelt es sich um eine sektorübergreifende Planung der Verteidigungsmaßnahmen in Deutschland im Falle eines militärischen Angriffs. Schnatz beschrieb ebenfalls die Herausforderungen des ASB insbesondere bei der Finanzierung und der Frage nach den Zuständigkeiten. Er bedauerte, dass es keine langfristige, strategische Planung im Katastrophenschutz gebe: "Auch das Ehrenamt wird älter."

Nach diesem interessanten Programm luden die Landesverbände Spedition + Logistik sowie Möbelspedition und Logistik zum traditionellen Grünkohlessen ein. Hierbei klang die wieder einmal sehr informative und kurzweilige Veranstaltung mit angeregten persönlichen Gesprächen der Teilnehmer langsam aus.