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Evonik-Vorstandsvorsitzender Kullmann zu Gast beim nordrhein-westfälischen "Nikolaustreffen"

Jedes Jahr am 06. Dezember kommt der Nikolaus zu den kleinen und großen Kindern. In die Vorweihnachtszeit fällt auch seit vielen Jahren das traditionelle "Nikolaustreffen" der Landesverbände Spedition + Logistik sowie Möbelspedition und Logistik im Verband Verkehrswirtschaft und Logistik (VVWL) NRW e.V. Über 160 Spediteure, Logistiker und Umzugsunternehmer waren am 8. Dezember 2023 der Einladung in die Stadthalle Werl gefolgt.

 

In diesem Jahr war es den Organisatoren gelungen, den Vorstandsvorsitzenden der Evonik Industries AG, Christian Kullmann, für den Hauptvortrag zu gewinnen. Er berichtete zu den Perspektiven des Industrie- und Logistikstandortes NRW in Zeiten der Transformation.

Kullmann ist seit 2017 Vorstandsvorsitzender des Essener Spezialchemiekonzerns Evonik, dessen Strategievorstand er zuvor seit 2014 war. Unter seiner Führung wurde das Unternehmen mit seinen rund 34.000 Beschäftigten weltweit strategisch neu ausgerichtet und konzentriert sich nun inzwischen konsequent auf die margenstarke Spezialchemie. Für mehr als 30 Monate, bis September 2022, hat Kullmann als Präsident den Branchenverband der chemisch-pharmazeutischen Industrie (VCI) geleitet. Vor seinem Wechsel zu Evonik war Kullmann bis 2003 in verschiedenen Funktionen bei der Dresdner Bank in Frankfurt tätig. Der Wirtschaftshistoriker wurde in Gelsenkirchen geboren, ist verheiratet und hat zwei Töchter.

Kullmann berichtete deutlich von seinen frustrierend verlaufenden Gesprächsrunden mit Ministern der Bundesregierung. Er zeigte sich sehr enttäuscht von der Arbeit der aktuellen Bundesregierung und stellte dieser hierfür ein sehr schlechtes Zeugnis aus. Als Resultat wird Evonik derzeit keine großen Investitionen am Standort Deutschland mehr tätigen, die bisherigen Standorte werden dem allerdings aber auch nicht ausgedünnt. Die Gründe hierfür sieht er sogleich auch als abzustellende Standortnachteile an. Die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland gilt es seiner Ansicht nach unbedingt zu verbessern.

Den Logistikern dankte Kullmann ausdrücklich: "Auf Sie konnte ich mich immer verlassen. Dafür möchte ich Ihnen danken." Im Anschluss an seinen lebhaften Vortrag ging Kullmann ausführlich auf die Fragen des interessierten Publikums ein.

 

Im gewerbepolitischen Trialog mit dem Publikum blickten die beiden Landesverbandsvorsitzenden Norbert Redemann und Jürgen Zantis unter Moderation von Verbandsgeschäftsführer Dr. Christoph Kösters auf ein bewegtes Jahr zurück.

Norbert Redemann als Vorsitzender des Landesverbandes Spedition + Logistik berichtete zunächst von deutlichen Volumen- und Auslastungsrückgängen in nahezu allen Teilmärkten. Generell beklagte er eine schlechte Stimmung innerhalb der Branche, ausgelöst unter anderem durch die drastische Mauterhöhung zum 1. Dezember und gekürzten Fördermitteln für die Investition in klimafreundliche Fahrzeuge und Infrastruktur: „Ohne nennenswerte Förderung von Versorgungs-Infrastruktur und Fahrzeug ist die Transformation für viele Betriebe nicht zu schaffen."

Jürgen Zantis, Vorsitzender des Landesverbandes Möbelspedition und Logistik, pflichtete seinem Kollegen bei: „Die jetzige Situation hinsichtlich Förderung von Fahrzeugen und Infrastruktur schafft genau das, was wir nicht wollen: Planungsunsicherheit und Verzögerungen. Mögliche Prioritätssetzungen in den Haushalten dürfen nicht zu Lasten des Mobilitätssektors und der Infrastrukturen gehen." Ergänzend berichtete er zur aktuellen Auftragslage der Umzugs- und Neumöbellogistiker. Außerdem gab er Hintergrundinformationen zu der vom Bundesverband Möbelspedition und Logistik (AMÖ) erstellten "Black“- und "White"-List über alle bundesweit rund 7.000 Entladestellen in der Neumöbellogistik.

Mit Blick ins Jahr 2024 äußerten beide Vorsitzende verhaltene Zuversicht auf eine Erholung der Wirtschaft. Redemann berichtete von erwarteten Aufkommens- und Leistungs-Steigerungen für alle Verkehrsträger. Zantis äußerte seine Hoffnung, dass der Konsum auch für Gebrauchsgüter wie Möbel und für Umzugsleistungen bald wieder anspringt.

 

Nach diesen interessanten Vorträgen luden die Landesverbände Spedition + Logistik sowie Möbelspedition und Logistik zum traditionellen Grünkohlessen ein. Hierbei klang die wieder einmal sehr informative und kurzweilige Veranstaltung mit angeregten persönlichen Gesprächen der Teilnehmer langsam aus.