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NetzwerkForum Stahl und Stahllogistik - Trends und Innovationen 2019 Plus

Am 14. Mai trafen sich Entscheider aus Stahlhandel und -Logistik in Dortmund zum in Fachkreisen etablierten NetzwerkForum Stahl, um Perspektiven und Innovationen der Branche zu diskutieren. Eröffnet wurde die vom Verband Verkehrswirtschaft und Logistik NRW (VVWL) als Mitveranstalter vorbereitete Veranstaltung des Kompetenznetzes Logistik.NRW durch Stefan Windgätter als Mitglied des Vorstandes und Vorsitzender Fachausschuss Stahltransporte und -Logistik im VVWL sowie Geschäftsführender Gesellschafter Windgätter & Sohn GmbH. In seiner Begrüßung betonte er den Grundgedanken des NetzwerkForums, eine gemeinsame Ebene für den Austausch über wichtige strategische Themen für den Stahltransport, die Stahllogistik und die Stahlmärkte zu schaffen. Nur gemeinsam könne man den Herausforderungen für den Stahlstandort und seine Zukunft, wie beispielsweise dem Wandel in wichtigen Abnehmerbranchen, der Digitalisierung, internationalen Handelspolitik, Klimaschutz- und Energiepolitik effizient begegnen.

Anschließend beleuchtete Christoph Dammermann, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Digitalisierung und Energie des Landes NRW (MWIDE), die politischen Handlungsoptionen zu den Stahlstandorten NRW und Westeuropas im globalen Umfeld und die aktuellen wirtschaftspolitischen Herausforderungen. „Kohle, Stahl, Bier – damit wird oft das ‚alte Dortmund‘ assoziiert. Geblieben ist der Stahl – aber nicht als ‚old economy‘, sondern als nachhaltiger, hochmoderner Werkstoff, der für unser Land eine wichtige Größe darstellt“, bekannte sich der Staatssekretär zur Branche. Die Bedeutung des Stahls ermesse sich nicht nur an seiner direkten Wertschöpfung sondern auch an seinem wichtigen Stellenwert im Rahmen von weitergehenden Wertschöpfungsketten, etwa bis hin zu Produkten der Automobilindustrie oder des Maschinen- und Anlagenbaus. Um Stahl in Deutschland weiterhin wettbewerbsfähig produzieren zu können, sei eine funktionierende Infrastruktur von herausragender Bedeutung. Hier gelte es, jahrzehntelangen Versäumnisse bei Ertüchtigung und Ausbau aufzuarbeiten. Der vergangene Sommer mit extremem Niedrigwasser des Rheins habe die Landesregierung in der Auffassung bestärkt, aktiv für den Klimaschutz einzutreten, betonte jedoch dabei, dass der Weg der Regierungskoalition nicht Verzicht, sondern Forschung und Innovation sei. Ziel sei es, die Wirtschaftskraft zu erhalten und gleichzeitig klimaneutral zu produzieren, um der Welt zu zeigen, dass Ökologie und Ökonomie Hand in Hand gehen können. Wichtig sei es, dass über den CO2-Preis kein Wettbewerbsvorteil für andere Standorte geschaffen werden dürfe, weil sonst die Produktion in Ländern mit schlechteren ökologischen Bedingungen gefördert würde. Die von Nordrhein-Westfalen in 2018 mitbegründete „Allianz der Stahlländer“, gebildet in Europa, hat in der Welt sehr wohl Relevanz, so der Staatssekretär. Die Bündelung sei gerade wegen der internationalen Dimension des Themas sehr wichtig. Insbesondere sind hier zwei Interessen von Relevanz -  Handelspolitik und Klimaschutz. Beides werde auf internationaler Ebene von Europa vorangetrieben.

Im anschließenden Trialog Land – Branche - Publikum „Stahlstandorte NRW und Westeuropa im globalen Umfeld“ diskutierten unter der Moderation von Michael Cordes von der Verkehrsrundschau Christoph Dammermann, Dr. Martin Theuringer, Geschäftsführer Wirtschaftsvereinigung Stahl und Stefan Windgätter aktuelle wirtschaftspolitische Herausforderungen des Stahls in Westeuropa. Dr. Theuringer betonte, dass die Branche gewaltige Anstrengungen unternehmen müsse, um die von ihr mitgetragenen Klimaziele erfüllen zu können. Allerdings sei dazu ein realistischer Zeitrahmen und entsprechende politische Rahmenbedingungen notwendig. Dazu zähle auch ein internationales Level Playing Field um Carbon Leakage zu verhindern. Staatssekretär Dammermann unterstützte dies, da Strompreise nicht zu einer Produktionsverlagerung führen dürften, weswegen selbst ökologische Verbände einer Strompreiskompensation zugestimmt hätten. Auf die Frage, ob eine stärkere CO2-Orientierung der Lkw-Maut den Klimaschutz fördern könnte, unterstrich Windgätter, dass die Bahn zwar gerade in der Stahllogistik eine wichtige Rolle spiele, der Lkw aber auf lange Sicht nicht ersetzt werden könne. Auf mittlere Sicht sei auch Diesel als Kraftstoff in der Fläche nicht wegzudenken, weswegen sich über die Maut keine ökologische Lenkungswirkung erzielen lasse. Dammermann betonte hierzu, dass die Maut vorrangig ein Mittel zur Infrastrukturfinanzierung sei und er nationale Alleingänge ohnehin ablehne.

In seinem auf den Trialog folgenden Vortrag referierte Dr. Martin Theuringer zu den „Rahmenbedingungen für die Stahlkonjunktur 2019“ mit Fokus auf den Außenhandel. Zwar werde sich am momentanen Abschwung der Weltwirtschaft gemäß der bekannten Frühindikatoren in den nächsten sechs Monaten nichts ändern, die meisten Wirtschaftsinstitute gingen jedoch von einer leichten Erholung im nächsten Jahr aus. Die globale Stahlnachfrage weise ein zwar abgeschwächtes, jedoch immer noch moderat positives Wachstum aus, jedoch sei die Entwicklung in den Regionen stark heterogen. So habe China augenscheinlich den Sättigungspunkt überschritten, während Indien und Südostasien wieder zu ordentlichem Wachstum zurückfinden. Die EU-Stahlnachfrage befinde sich dagegen immer noch rund 20 % unter dem Niveau von 2008, stieg jedoch in den vergangenen sechs Jahren moderat, aber stetig an. Das Nachfragewachstum komme nun allem Anschein nach zum Erliegen. Besorgnis erregend sei, dass sich der Exportüberschuss der Vergangenheit seit 2015 immer stärker ins Gegenteil verkehrt habe. Infolge der US-Strafzölle auf Stahlimporte sei ein konsequenter Schutz der EU-Stahlindustrie vor Handelsumlenkungseffekten unverzichtbar. Gerade hier bestehe aktuell erheblicher politischer Handlungsbedarf.

Nach einer kurzen Kaffee- und Netzwerkpause beleuchtete die Sequenz „Digitalisierung, Prozesse und Schnittstellenoptimierung in Stahl und Logistik“ die Erfahrungen, Prozesse, Optimierungsansätze und Digitalisierung in der Stahllogistik. Zunächst berichtete Bert Kloppert, Leiter Transport/Logistik 1, thyssenkrupp Steel Europe AG, am Beispiel eigener Innovationen darüber, wie durch Schnittstellenoptimierung und Digitalisierung logistische Prozesse verbessert werden können. Bislang konzentrierten sich über 2.000 Lkw pro Tag auf zwei der sieben Werkstore, 13.000 Pkw und Kleintransporter befuhren täglich das Areal. Mit dem Vorsatz „in fünf Minuten rein, in einer Stunde raus“ habe das Unternehmen zahlreiche infrastrukturelle Verbesserungen vorgenommen, eine App zur Werksnavigation, digitale Kennzeichenerkennung sowie Selbstabfertigungsterminals eingeführt. Einige der Prozesse seien schon in Betrieb, andere würden kurzfristig die Effizienz und Sicherheit weiter steigern.

Frank Michalk, Director Sales and Business Development Logenios GmbH, berichtete über eigene Erfahrungen bei der Digitalisierung in der Stahlindustrie. Aufgabe der IT-Wirtschaft sei es mittlerweile nicht mehr, noch eine weitere Insellösung zu schaffen. Vielmehr müssten für eine moderne Logistik die Daten aus verschiedensten Tracking/Tracing-Portalen zusammengeführt werden, so dass alle Updates von Auftragsvermittlung bis Ablieferung allen an der Logistikkette Beteiligten gleichzeitig zur Verfügung stehen – ungeachtet der verwendeten Transportmanagement-Software. Um eine entsprechend hohe Kompatibilität zu erreichen, hat Logenios zahlreiche Partnerschaften mit namhaften TMS-Entwicklern geschlossen und stellt eine übergreifende App zur Verfügung.

Dirk Schmaus, Vorstandsvorsitzender BiTech AG (Leverkusen) eröffnete mit einem Eingangsstatement zum „Faktor Mensch“ die zweite Podiumsdiskussion. Es sei erfolgsentscheidend für die Digitalisierung von Prozessen, die Mitarbeiter rechtzeitig einzubinden, schließlich beherrschten diese die bislang analogen Prozesse bis ins Detail – und nicht die Berater. Dabei sei es wichtig, auch den analogen Prozess zu optimieren, da ansonsten alle damit behafteten Probleme ebenfalls digitalisiert würden.

Neben Bert Kloppert und Frank Michalk ergänzte Dirk M. Müller, Geschäftsführender Gesellschafter Rheinkraft International GmbH, die Diskussionsrunde. Er hob hervor, dass die Akzeptanz neuer digitaler Hilfsmittel höher liege, wenn ein Ansporn und ein erkennbarer Vorteil für die Anwender damit verbunden ist, wie beispielsweise die Chat-Funktion einer kürzlich bei Rheinkraft International eingeführten App. Frank Michalk betonte dabei die Wichtigkeit, Innovationen vernünftig zu kommunizieren; so hätte es in der Vergangenheit Fälle gegeben, bei denen Fahrer die Frontkameras der Lkw abgeklebt hätten, weil sie sich beobachtet fühlten. Bert Kloppert ergänzte, dass Prozesse im Idealfall Schritt für Schritt digitalisiert würden. Beim hauseigenen Projekt seien so anfängliche Kinderkrankheiten – beispielsweise waren in Terminals Länderflaggen den falschen Sprachen zugeordnet – leichter auszumerzen. Hinsichtlich der Zeitfenstersteuerung lobte Müller die angestrebte Flexibilisierung bei thyssenkrupp Steel Europe, generell seien Zeitfenster jedoch momentan noch ein Desaster: Voneinander getrennt vergebene Zeitfenster bei Be- und Entladung, die weder die aktuelle Verkehrssituation, noch Sozialvorschriften berücksichtigen würden, richteten derzeit viel Chaos in der Logistik an. So würden Zeitfenster hauptsächlich die Interessen der Verlader berücksichtigen. Auch Frank Michalk lobte den von thyssenkrupp Steel Europe eingeschlagenen Weg. „Zeitfenstermanagement ohne Dynamisierung ist lediglich Zeitfensterbuchung. Dabei haben die meisten Frachtführer schon längst die notwendigen Grundlagen für ein dynamisches Verfahren, nämlich Telematik- und Transportmanagementsysteme. Das Problem ist jedoch immer noch die fehlende Vernetzung – selbst wenn der Frachtführer über digitale Lösungen verfügt, ist damit am Werktor Schluss“, kritisierte er den derzeitigen Branchenstandard. Auch Schmaus mahnte an, dass zur Problemlösung vom Lieferanten bis zum Endkunden alle an der Lieferkette Beteiligten an einen Tisch müssten.

In seinem Schlusswort unterstrich Dr. Christoph Kösters, VVWL-Hauptgeschäftsführer und Manager des Kompetenznetzes Logistik.NRW, die Aussage von Staatssekretär Christoph Dammermann, dass der geeignete Weg für aktiven Klimaschutz nicht allein Verzicht, sondern Forschung und Innovation in den in Stahlproduktion und –Logistik eingesetzten Technologien sei. Angesichts der anstehenden großen Investitionen in Klimaschutz sei nur eine internationale Regelung zum Thema CO2-Besteuerung in der Lage, sonst drohende Wettbewerbsverzerrungen zugunsten anderer Wirtschaftsräume mit wesentlich schlechterer Klimabilanz einzudämmen. Zum Thema Digitalisierung sei deutlich geworden, dass noch einige Schritte bei der Vernetzung der Akteure der Supply-Chain zu gehen sind. Es gelte dabei aber, die physischen Prozesse, alle Partner in der Kette und insbesondere die Menschen „mitzunehmen“.

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