Wir ebnen Wege.

Jahresauftakt in der Logistik 2018

Positiver Ausblick mit Sorge vor dem Brexit

Dortmund, 30. Januar 2018 – Der traditionelle Jahresauftakt in der Logistik von Logistikcluster.NRW und Verband Verkehrswirtschaft und Logistik NRW (VVWL) fand in diesem Jahr in der Industrie- und Handelskammer zu Dortmund statt.

Vor über 100 Entscheidern aus Wirtschaft und Logistik freute sich Matthias Löhr, Vorsitzender des Lenkungskreises Logistikcluster NRW sowie Geschäftsführender Gesellschafter der LB GmbH über die gute Konjunktur im vergangen Jahr und erwartete für 2018 ein gutes Geschäftsjahr für die Logistik. „Es ist nicht schwierig, in guter Konjunktur eine gute Beschäftigungslage zu erzielen. Die Logistik hat das im vergangenen Jahr erreicht, sie war aber schon in der zurückliegenden Krise der Jobmotor unseres Landes“, betonte Löhr. Schwierig sei es jetzt vielmehr – nicht nur bedingt durch den demografischen Wandel – überhaupt noch Stellen besetzen zu können. Die Aussicht der verladenden Wirtschaft sei derzeit sehr gut, politisch erwartete er jedoch – nicht zuletzt im Schatten des Brexits und des zunehmenden Protektionismus der USA – ein politisch volatiles Jahr.

Der diesjährige Gastgeber Wulf-Christian Ehrich, stv. Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer zu Dortmund betonte in seiner Begrüßung die Risiken des Brexits für die heimische Wirtschaft. So würden allein die durch das Ausscheiden Großbritanniens aus der EU die Kosten für den Handel durch neue Dokumente sich um rund eine halbe Milliarde Euro erhöhen. Die extreme kurze Zeitspanne, um ein neues Abkommen mit den Briten zu verhandeln, sah er kritisch. Da die Übergangsphase nunmehr auf 21 Monate nach dem tatsächlichen Austritt begrenzt wurde, sei Ende 2020 definitiv jede Handelserleichterung abgelaufen, sollte bis dahin kein neues Abkommen ratifiziert sein.

Besonderes Highlight war in diesem Jahr wieder die Preisverleihung zu unserem Ideenwettbewerb LogistiKids, bei dem Kindergarten- und Grundschulkinder logistische Abläufe erklärten.

Christoph Dammermann, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen Perspektiven für Wirtschaft und Logistik in NRW und den damit verbundenen politischen Aufgaben. Auch er betonte das gute wirtschaftliche Ergebnis des vergangenen Jahres und freute sich über Analysen, die auf ein möglicherweise noch besseres Jahr 2018 hindeuteten, dabei sei nach Meinung führender Wirtschaftsexperten eine Überhitzung eher unwahrscheinlich. Als Megatrend – nicht nur in der Logistik – bezeichnete er den zunehmenden Fachkräftemangel. Hierzu müsse es der Branche gelingen, junge Leute zu motivieren und zu qualifizieren. Selbst wenn Menschen auf lange Sicht bei der Steuerung logistischer Prozesse unersetzlich bleiben, wird die Digitalisierung dem zunehmenden Personalengpass entgegenwirken können. Die Digitalisierung sei in der Logistik schon länger ein großer Innovationstreiber, er versprach, dass das Land die politischen Rahmenbedingungen dafür weiter verbessern werde. „Digitalisierung in der Verwaltung heißt aber nicht, dass Unternehmer bei den Behörden ein pdf-Dokument herunterladen, ausdrucken, per Hand ausfüllen, einscannen und per Mail verschicken müssen“, kommentierte er die Notwendigkeit eines digitalen Bürokratieabbaus. Bei Netzausbau betonte er, dass NRW sich zukunftssicher aufstellen will: „Nicht jedes Unternehmen braucht heute schon ein Gigabit-Netz. Aber wenn in Zukunft der Bedarf dafür entsteht, sollen unsere Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben!“ Zur maroden Infrastruktur in NRW kommentierte er: „Wir arbeiten mit Hochdruck an der Staubeseitigung, dabei fangen wir schon mit einer Beschleunigung der Planung an.“ Das Auditorium bat er um Hinweise, wenn etwas in NRW komplizierter sei als in einem anderen Bundesland. NRW solle in absehbarer Zeit Vorreiter unternehmerfreundlicher Verwaltung sein. Zur Flächenentwicklung des Landes kommentierte er, dass der alte Landesentwicklungsplan von sinkendem Bedarf und einer Schrumpfung ausging. Die neue Landesregierung wolle aus dem alten Verhindungsinstrument ein Gestaltungsinstrument machen und im ersten Schritt die Regionalräte stärken, schließlich könne nur vor Ort sinnvoll entschieden werden, ob Bedarf an Flächen bestünde.

John Keefe, Director of Public Affairs des Eurotunnel Le Shuttle, trug zum Brexit und den Auswirkungen auf Wirtschaft und Logistik in Europa vor. Sein Eingangsstatement: „Vor 18 Monaten war ich kaum außerhalb Großbritanniens und Frankreich unterwegs, heute bin ich dauernd im Ausland, spreche zu Wirtschaftsvertretern vieler Nationen und alle stellen mir die Frage bezüglich des Austritts aus der EU ‚What on earth are you doing?‘ – ich muss dazu sagen, dass nicht jeder im Vereinten Königreich für den Brexit gestimmt hat!“ Er befürchtete, dass die verbleibende Zeit zur Schaffung eines Abkommens zu kurz sein könnte. Dieses sei aber unabdingbar, schließlich könnten die fünf Kilometer Gesamtlänge wartender Lkw pro Stunde, die derzeit durch den Tunnel transportiert würden, keine zusätzliche Zollabwicklung vertragen. Darüber hinaus, so Keefe, stünden für solch ein Vorhaben auf britische Seite überhaupt keine Flächen zur Verfügung. Mit Freude habe er aber das Versprechen der britischen Regierung zur Kenntnis genommen, dass der Verkehrsfluss durch den Tunnel unter allen Umständen aufrecht erhalten werden soll.

Im anschließenden Fachdialog diskutierte Keefe mit Horst Kottmeyer, Vize-Präsident Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) e.V. / Geschäftsführender Gesellschafter der Kottmeyer GmbH & Co. KG, Internationale Spedition. Unter der Moderation von Dr. Christoph Kösters, Clustermanager Logistik NRW sowie Hauptgeschäftsführer VVWL berichtete Kottmeyer von der Sorge seiner Auftraggeber um die Sicherheit der Lieferkette und befürchtete generell längere Laufzeiten durch den Austritt. „Im schlimmsten Fall werden langwierige Zollverfahren wieder eingeführt. Sollte bis 2020 kein entsprechendes Abkommen geschaffen werden, würden automatisch die WTO-Regeln angewendet werden müssen, welche zwangsläufig Zölle und Zollverfahren vorsehen. Wir haben zwar einige Lkw-Ladungen, die nur aus einem einzigen Produkt bestehen, wir befördern aber auch Ladungseinheiten mit bis zu 3.000 verschiedenen Teilen – diese würden dann bis zu einer Woche in Folkestone im Zoll stehen. Wir dürfen hier keine Verhältnisse wie an der östlichen Außengrenze der EU bekommen, dann würde der Handel zusammenbrechen“, mahnte Kottmeyer. Auch wenn die Folgen des Austritts in Großbritannien sicherlich deutlicher zu spüren sein werden, würde dieser dennoch in Kontinental-Europa Arbeitsplätze kosten und die Transportkosten deutlich erhöhen. Keefe gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass selbst die Brexit-Befürworter in der Politik eine weichere Lösung mittragen werden. Schließlich würde eine Brexit-Regierung nicht wiedergewählt, wenn sich durch den Austritt das alltägliche Leben der Bürger verschlechtern würde. Persönlich hoffte er auf ein zweites Referendum.

Peter Abelmann, Clustermanager Logistik.NRW sowie Prokurist SCI Verkehr GmbH,  berichtete über Prognosen und Trends der Transport- und Logistikmärkte 2018. Das Jahr 2017 sei aus Sicht der Unternehmer sehr gut verlaufen; in der regelmäßigen Umfrage zum Logistik-Index gaben 70 Prozent der Befragten an, dass das Ergebnis so gut wie erhofft ausgefallen sei, bei 20 Prozent wurden die positiven Erwartungen sogar noch übertroffen. Beim Ausblick auf 2018 gingen erstmalig ausnahmslos alle Befragten von steigenden Kosten und Preisen in der Logistik aus, gleichwohl erwarten 82 Prozent eine weitere Verbesserung der Geschäftsentwicklung, niemand befürchtete eine Verschlechterung. Ebenso erwarteten 82 Prozent eine steigende Beschäftigungslage, jedoch war für viele der Fachkräftemangel schon jetzt deutlich spürbar. Angeführt wurde der Bedarf wieder von benötigten Kraftfahrern (70 %), diesmal gleichauf mit IT-Managern und Disponenten, dicht gefolgt von Sparten- bzw. Abteilungsleitern (60 %). Immer noch relevant blieb der Bedarf von Lagerarbeitern und Projektleitern (jeweils 40 %).

 

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