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18. BranchenForum Stahl - Der Kampf um Ressourcen in Stahl und Stahllogistik

Am 19. April fand zum 18. Mal das BranchenForum Stahl des Verbandes Verkehrswirtschaft und Logistik NRW (VVWL) im Rahmen des LogistikClusters NRW statt. Stefan Windgätter, Vorsitzender des Fachausschusses Stahltransporte und -Logistik im VVWL NRW e.V. / Logistikcluster NRW begrüßte in den Westfalenhallen Dortmund zahlreiche Entscheider aus Stahlhandel, produzierenden Betrieben und der Logistik. Windgätter erläuterte den recht martialisch klingenden Titel der Veranstaltung, schließlich wolle das Forum auf die Wichtigkeit und Dringlichkeit des mehrdimensionalen Ressourcenproblems hinweisen und auch Lösungsansätze dazu erarbeiten. So sei beispielsweise der lange angekündigte demographische Fachkräftemangel jetzt marktwirksam geworden, zusätzlich wären überlastete und teilweise marode Infrastrukturen und Baustellen für sämtliche Verkehrsträger – Straße, Schiene und Wasserstraße – ein Hemmnis.

Tobias Aldenhoff, Leiter Außenhandel bei der Wirtschaftsvereinigung Stahl e.V., berichtete über aktuelle Politik und die Stahlindustrie im globalen Umfeld. Die Strukturkrise in der globalen Stahlindustrie sei weiter ungelöst. Hauptproblem bestehe weiterhin in China, wo die Kapazitäten zwischen 2010 und 2017 um 250 Mio. t zugelegt hätten. Für den fairen Wettbewerb problematisch sei, dass chinesische Unternehmen häufig massiv staatlich unterstützt würden – so würde teilweise sogar kostenlose Energie zur Verfügung gestellt. Mit Blick auf die Strafzölle aus sicherheitspolitischen Gründen in den USA seien europäische Unternehmen von den Strafzöllen bislang ausgenommen, jedoch ist nicht gesichert, dass dies so bleiben wird. Dennoch sei die EU von den Zöllen schon jetzt betroffen, da mit massiven Handelsumlenkungseffekten zu rechnet ist und bereits ein verstärkter Importdruck zu beobachten sei. Eine Importschwemme käme jedoch zu einer Zeit, in der die EU-Stahlindustrie nach schweren Jahren gerade erst am Anfang einer Erholung stehen würde. Aldenhoff wies darauf hin, dass die EU-Stahlindustrie vor den Folgen der Umlenkung durch das WTO-konforme Instrument der Safeguards geschützt werden müsse. Dabei gehe es nicht um Marktabschottung, sondern allein um die Verhinderung von Übertragungseffekten.

Dr. Ludger Wolfgart, Bereichsleiter Berufsbildung, BDS Bundesverband Deutscher Stahlhandel, referierte über Personalstrategien und Maßnahmen in der Stahlbranche. Bereits vor zehn Jahren hatte er den jetzt stattfindenden „Kampf um die Köpfe“ prognostiziert, insofern verglich er die erst jetzt stattfindende Beachtung des Themas mit dem Kauf von Weihnachtsgeschenken kurz vor Heiligabend. In seinem Vortrag stellte er heraus, dass künftig junge Leute auch ohne universitäre Ausbildung die Möglichkeit haben, Karriere zu machen. Besonders betonte er die Wichtigkeit sozialer Qualifikation. Es sei nicht zielführend, Vorratswissen anzuhäufen, da heute noch niemand sagen könne, welche Qualifikationen in zehn Jahren ein Berufskraftfahrer oder Stahlhändler haben müsse. „Wir müssen die Leute in die Lage versetzen, sich diese Qualifikation dann selbst aneignen zu können“, riet er.

„Logistik zwischen Engpass und Erfolg und die neue Generation Z“ war das Thema von Christian Plattner, Personalleiter, Kühne + Nagel (AG & Co.) KG, Bielefeld. Dabei mahnte er, nicht zu schnell Vorurteilen nachzugehen: „Der Generation Z, die rund um das Jahr 1995 geboren wurde, wird zwar mehr Loyalität zur Turnschuhmarke als zum Arbeitgeber unterstellt. Dabei beginnen diese jungen Leute doch gerade erst jetzt mit dem Arbeitsleben.“ Natürlich habe diese Generation – wie auch andere Generationen davor – andere Mode, andere Musik und andere Flausen im Kopf. Dennoch belegen Umfragen, dass die Generationen in der Selbsteinschätzung bei für den Arbeitsmarkt wichtigen Faktoren sehr nah beieinander liegen würden. Selbst wenn die Fremdeinschätzung bei Punkten wie „Sicherheitsbedürfnis“ und „Technikaffinität“ eine große Distanz gerade zwischen der Generation der Babyboomer und Generation Z unterstelle, wären die individuellen Bedürfnisse in vielen Punkten nahezu gleich. Allerdings würden Ausbildungen von Generation Z häufiger – bei Berufskraftfahrern fast jede zweite Ausbildung – abgebrochen, weil Erwartung und Wirklichkeit so weit auseinander lägen, dass es zu einem „Realitätsclash“ komme. Darüber hinaus würde sich Generation Z nicht langfristig binden und Autorität zur Frage der Fachlichkeit werden lassen. Auf diese Besonderheiten müssten Vorgesetzte entsprechend reagieren und mehr Feedback und Lob geben, klare Vorgaben machen und Überstunden im Vorfeld absprechen.

In der von Michael Cordes, Redakteur der Fachzeitschrift Verkehrsrundschau, moderierten Podiumsdiskussion verdeutlichte Plattner den neuen Umgang am Beispiel der Arbeitsunfähigkeit. Junge Leute seien unter anderem deswegen häufiger krank, weil sie noch nicht komplett berufssozialisiert seien. Hier sei es dann nötig, mit Zahlen und Fakten wie beispielsweise durchschnittliche Krankheitstage der Branche Motivation zu wecken und Hilfe zu leisten. Wolfgart betonte die Wichtigkeit, Wertschätzung für Arbeitnehmer zum Ausdruck zu bringen. Von den Logistikverbänden forderte er, sich noch stärker für die Berufsausbildung insbesondere von Kraftfahrern einzusetzen und die Mitglieder zu überzeugen, mehr Geld in die Ausbildung zu investieren. Es helfe nicht, darüber zu jammern, dass die Bundeswehr keine Berufskraftfahrer mehr ausbilde. Stefan Windgätter, Vorsitzender Fachausschuss Stahltransporte und -logistik im VVWL NRW e.V. sowie Geschäftsführer der Windgätter & Sohn GmbH betonte, dass Ausbildung in seinem Unternehmen seit jeher ein einen sehr hohen Stellenwert habe und seine Disponenten mit den Fahrern auf dem gleichen Niveau wie mit Kunden sprechen würden. Dr. Christoph Kösters, Clustermanager Logistik.NRW, Hauptgeschäftsführer Verband Verkehrswirtschaft und Logistik Nordrhein-Westfalen (VVWL) e.V. betonte, dass die Verbände sich intensiv mit Öffentlichkeitsarbeit und politischem Engagement für die Ausbildung einsetzen würden, allerdings herrsche in vielen Köpfen der Irrglaube, man könne den Fachkräftemangel fortdigitalisieren.

Nach einem Mittagsimbiss mit der Gelegenheit zum Netzwerken präsentierte Marcel de la Haye, Geschäftsführer der Dortmunder Eisenbahn GmbH (Unternehmen der Captrain Deutschland Gruppe) die Leistungen und Potentiale der Eisenbahn in der Stahllogistik. Gerade Privatbahnen seien nicht auf den Ganzzug fixiert sondern würden das Kundenbedürfnis im Mittelpunkt sehen, einzelne Wagen oder Wagengruppen von A nach B zu bekommen. Dabei sei die Bahn besonders für den Schwerlastverkehr von Bedeutung. Fange dieser beim Lkw gefühlt bei einer Nutzlast von 33 Tonnen an, würden im Ruhrgebiet mit bis zu 22,4 t Radlast gefahren, was bei einem 4-achsigen Waggon einer Nutzlast von rund 70 Tonnen entspräche. Für die Stahlindustrie würden sogar Waggontypen mit einer Nettozuladung von 110 Tonnen angeboten. Die Eisenbahn sei nicht nur deswegen prädestiniert für die Stahllogistik, sie sei darüber hinaus auch verlängerte Werkbank und Lagerfläche.

Dr. Hendrik Schulte, Staatssekretär im Verkehrsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, beleuchtete in seinem Vortrag die Rahmenbedingungen für Schwerlastverkehre. „Unsere Brücken sind in einem katastrophalen Zustand. Wir haben in den letzten Jahrzehnten von der Substanz gelebt“, kritisierte er. Die Infrastruktur wurde zwar unterhalten und repariert, entspräche aber nicht mehr dem heutigen Standard und sei viel früher als erwartet an ihre Grenzen gestoßen. Gerade die Steigerungen im Güterverkehr hätten hierzu beigetragen. Insgesamt seien nur ein Drittel aller Brücken in NRW fit für die Zukunft, von 12 Rheinbrücken seien drei in Ordnung, alle anderen müssten auf das neueste Lastmodell ertüchtigt oder neu gebaut werden. Um diese Probleme in den Griff zu bekommen, habe Straßen.NRW 70 neue Ingenieursstellen geschaffen und die Fremdleistungen seien auf einem Höchststand von 80 Millionen Euro angekommen. Zufrieden zeigte er sich mit dem Antragsverfahren zum Schwerverkehr. Hier werde zeitnah bearbeitet, bei landesweiten Transporten läge spätestens innerhalb von zwei Wochen die Genehmigung vor.

In der anschließenden Podiumsdiskussion bestätigte Holger Kost, Geschäftsführer Spedition Friedrich Kerkemeier GmbH & Co.KG, dass bei einer Breite bis zu 3,10 Metern die Genehmigung regelmäßig innerhalb von fünf Tagen erteilt würde. Auf die Frage des Moderators, ob sich das Bahngeschäft lohne, bekräftigte Kost, dass es gerade in der Stahllogistik klassische Bahnprodukte gebe, die sich trotz des Umschlags auf die Bahn durchaus noch lohnen, allerdings sei das Lkw-Geschäft flexibler. Dem entgegnete de la Haye, dass es schwierig sei, Logistikern zu erklären, dass nach Sturmschäden ganze Züge für über eine Woche stehen blieben, weil die Aufräumarbeiten durch die DB Netz prioritär für den Personenverkehr erfolgen würden. Staatssekretär Schulte würdigte die große Rolle der Güterbahnen in der Logistik, erteilte jedoch möglichen Verlagerungen bereits bestehender Straßenverkehre eine klare Absage: „Wenn Sie zehn Prozent der Straßenkapazität auf die Schiene verlagern könnten, würden Sie das auf der Straße kaum merken. Auf der Schiene müssten Sie jedoch die Kapazität verdoppeln.“

In seinem Schlusswort konnte Kösters das Versprechen geben, dass auch im kommenden Jahr ein BranchenForum Stahl stattfinden werde, da das Land die Zusammenarbeit aller Entscheider entlang der Logistikkette weiter unterstützen würde.

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