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16. BranchenForum Stahl 2016

Stahllogistik: Kompakt – Digital - Reloaded

Am 28. April 2016 richtete der Landesverband TransportLogistik und Entsorgung im Verband Verkehrswirtschaft und Logistik (VVWL) e. V. in Zusammenarbeit mit dem Logistikcluster NRW in Dortmund das 16. BranchenForum Stahl zu dem Thema "Stahllogistik: Kompakt – Digital – Reloaded" aus. Der Fachausschussvorsitzende Stefan Windgätter, Windgätter & Sohn GmbH, begrüßte über 100 Teilnehmer aus den Bereichen Stahllogistik, Stahlindustrie und Stahlhandel. Das BranchenForum Stahl hat sich in den letzten Jahren gem. Teilnehmer zu einem der führenden Branchentreffs entwickelt und seinen festen Platz im jährlichen Stahl-Terminkalender.

Bernhard Krischer, Wirtschaftsvereinigung Stahl e. V., Abteilung Volkswirtschaft und Statistik blickte auf die größte Demonstration in der Stahlbranche seit Schließung des Werkes in Rheinhausen vor 30 Jahren Anfang April vor den Werkstoren von ThyssenKrupp in Duisburg zurück. Anschließend ging er auf die volkswirtschaftlichen Daten ein. Die Stahlnachfrage bezeichnete er als relativ stabil und besser als die derzeitige Stimmung. Bei relativ konstanten 39,1 Mio. t Walzstahl, die 2015 in Deutschland auf den Markt gebracht wurden, ergibt sich weniger ein Mengenproblem als ein Verteilungsproblem. Zunehmend steigt der Anteil der Stahlimporte, vor allem aus China. Weitere aktuell spannende und die Stahlindustrie belastende Themen seien zugleich die rückläufigen Stahl-Exporte sowie der Emissionshandel in der EU.

Dr. Jens Lauber, Managing Director Distribution Europe, Tata Steel, wies darauf hin, dass in Deutschland der Importanteil mit durchschnittlich 15 % ca. 10 Prozentpunkte unter anderen Weltregionen liegt (z. B. USA: 25 %). Insofern sprach er in seinem Vortrag von bevorstehenden Herausforderungen und nicht von Krisen. Der Import von Stahl richtete sich zudem mehr auf Süd- als auf Nordeuropa. Zentrale Bedeutung habe es, den Preisverfall bei Warmstahlprodukten zu stoppen. So sei bei diesen Produkten in den letzten 4 Jahren beispielsweise der Preis von ca. 500,00 € auf 218,00 € je Tonne im Jahre 2015 gefallen. In Europa gäbe es ca. 25 % Überkapazitäten. Insgesamt befinde sich auch Tata Steel entsprechend in Umstrukturierungsprozessen und plane,  seine Produktionskapazitäten in Großbritannien zu veräußern. Zugleich bestätigte er Gespräche in Deutschland hinsichtlich einer Zusammenarbeit in der Stahlproduktion. Im Bereich des Kostenmanagements wies er auch auf den Aspekt der Logistik hin. Für Importprodukte und den Rohstoffeinkauf sei es notwendig, dass die Stahlwerke über eigene Hafenanschlusskapazitäten verfügten. Für den  Kunden strebe Tata Steel volle Transparenz an, um Prozesse zu optimieren. Daher sei das Thema Digitalisierung - Thema des BranchenForum Stahl 2015 – im Unternehmensfokus. Künftig möchte man proaktiv und interaktiv mit dem Kunden kommunizieren.

Eckhard Siebel, Spedition Gerhard Siebel GmbH, bestätigte in der Podiumsdiskussion, dass sich in den Verkehrsströmen durch die wachsenden Importe Veränderungen ergeben haben. Die Mengen kämen zunehmend aus den Häfen Antwerpen und Rotterdam. Er wies darauf hin, dass im Bereich des Transports die Branche einen starken Kosten- und Preisdruck durch osteuropäische Flotten verspüre. Abschließend verdeutlichte Dr. Lauber noch einmal, dass Basis aller Überlegungen der Kunde mit seinen Bedürfnissen sei. Die Serviceleistungen würden im Stahlgeschäft zunehmend wichtiger werden. An den Kundenwünschen bemesse sich der Umfang der Stahlherstellung. Zukünftig seien Wirtschafts- und Wertschöpfungsketten und nicht einzelne Leistungen zu betrachten.

Nach dem Netzwerken beim Mittagessen weckte der Kabarettist Bruno "Günna" Knust mit seinem Einwurf "Ist der Stahl noch zu retten?" die Teilnehmer. Als typische Stimme des Ruhrgebiets legte er auf humoristische Weise gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen offen. Ralf Niemeier, Geschäftsführer Montanstahl GmbH, stellte in seinem Vortrag zum Thema Stahllogistik Digital "Best Practice: Netzwerk Stahl.de – Stahlhandel per Internet = Erfolg 4.0?" seine Sicht auf das Thema Digitalisierung dar. Mit seiner Onlineplattform Steelonline bietet er den zumeist regional orientierten Stahlhändlern die Möglichkeit, europaweit neue Marktregionen zu erschließen. Damit sei der Stahlhandel im Internet keine Zukunftsvision mehr, sondern Realität. 4700 Stahlverbraucher und 700 Stahlhändler seien bereits Nutzer seines Portals. Er sieht für den Verbraucher den Vorteil der Markttransparenz und für den Stahlhändler die Möglichkeit in Echtzeit neue Vertragsgebiete zu erschließen. Eine Anbindung für Logistiker wird für Ende 2017/Anfang 2018 angestrebt. In seinem Impulsvortrag "Stahllogistik Reloaded – Die Wiedervorlage“ nahm Stefan Windgätter die Aspekte Digitalisierung, Co-Modalität in der Stahllogistik, Rampenoptimierung und Zeitfenster-Buchungssysteme, Genehmigungsverfahren im Bereich Groß- und Schwerverkehr sowie die Themen Infrastruktur sowie Fach- und Führungskräfte in der Stahllogistik auf. Insbesondere zeigte er auf, dass Zeitfenster für Stahltransporteure eine Einschränkung der Flexibilität darstellen, vor allem wenn es unabgestimmte Zeitfenster im Bereich der Be- und Entladung gäbe. Gleichzeitig machte er deutlich, dass Telematik, insbesondere auch das Thema Kunden-App´s und Einbindung von Kunden auf die Telematiksysteme für Stahltransporteure zum Standard geworden sei. Seine Unternehmung habe Investitionen in Hardware und im Bereich der Fahrschulung bereits geleistet.

Benedikt Althaus, stellvertretender Geschäftsführer VVWL,  stellte den aktuellen Sachstand der Begleitung von Transporten durch Private in NRW vor. Bis März 2016 seien bereits 1751 Transporte in NRW durch Private ohne Zwischenfälle begleitet worden. Über die weitere Entwicklung von BF4-Fahrzeugen, die VwV-StvO zu § 29 Abs. 3 etc. informiere der VVWL zeitnah.

Winfried Pudenz, Leiter Abteilung III Straßeninfrastruktur und Straßenverkehr, MBWSV NRW, beleuchtete aus erster Hand die Stausituation in NRW sowie die Infrastruktur. Er ging auf den Bundesverkehrswegeplan 2030 sowie insbesondere die Brückenbauwerke im Bereich des Rheins und der A45 ein. Die nächsten Jahrzehnte würden in NRW von Baustellen und auch Staus geprägt, so der Abteilungsleiter. Herausragend seien hier die Rheinbrücken in Leverkusen und Duisburg und die Großbrücken auf der Sauerlandlinie A 45. Die neue Leverkusener Brücke (A1) werde erst 2023 vollständig fertig sein.

Dr. Ludger Wolfgart, Bereichsleiter Berufsbildung BDS AG – Bundesverband Deutscher Stahlhandel plädierte dafür, den deutschen Qualifikationsrahmen im Rahmen der Ausbildung zu reformieren und Nachwuchskräfte nicht mehr nach Aufgaben zu qualifizieren, sondern Kompetenzen zu vermitteln.

Florian Schwarz, Head of Department Logistics/DSCM Upstream Division, Vallourec Deutschland GmbH, sah für die Stahlproduktion keinen 3D-Druck als Technologie der nahen Zukunft. Er mahnte jedoch im Rahmen der Digitalisierung an, insbesondere in der Logistik Informationsflüsse effizienter zu gestalten und manuelle Schnittstellen zu überwinden. Insofern sprach er die Erwartung an die Spediteure aus, Nachverfolgung von Waren zu ermöglichen und genauere Lieferzeiten in Echtzeit zu übermitteln. Auch Vallourec werde (zunächst in Frankreich) ein Zeitfenstermanagement einführen.

Joachim Schürings, Teamkoordinator, ThyssenKrupp Steel Europe AG, berichtete, dass TKS zukünftig eine flexible und dynamische Zeitfenstersteuerung hinsichtlich der Umbuchung von Zeitfenstern plane. Dies ermögliche auch eine verbesserte Transparenz und Planung an den einzelnen Ladestellen. Das Thema Digitalisierung sei neben der Infrastruktur das Top-Thema. Für ihn ist der Bundesverkehrswegeplan 2030 ein Schritt in die richtige Richtung. Joachim Schürings sah jedoch im Rahmen der Engpassbeseitigung bei den Verkehrsträgern Schiene und Wasserstraße noch Korrekturbedarf. Hier wies er auf die Anbindung der ARA-Häfen (Eiserner Rhein), die Rheinvertiefung sowie den großen Nachholbedarf im Rahmen der Restaurierung der Eisenbahnbrücken hin. In der Abschlussrunde appelierte Stefan Windgätter an alle Beteiligten in der Stahllogistik eine Partnerschaft auch im Rahmen der Industrie 4.0 mit Leben zu erfüllen. Wer den Stahltransport die Logistik an die Wand drückt, beraubt sich seiner Wirtschaftspotenziale.

Dr. Christoph Kösters, Clustermanager Logistik.NRW und Hauptgeschäftsführer des VVWL e. V. fasste zum Abschluss die Erkenntnisse des Tages zusammen. Zentral sei es im Lichte der bewegten Stahlmärkte und Standortdiskussionen, Wertschöpfungspartnerschaften zu pflegen und sich dem Thema Digitalisierung und Vernetzung unternehmerisch zu stellen.

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