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NRW: Industrie- und Logistik-Perspektiven 2015
Münster, 28. Januar 2015: „NRW: Logistik- und Industrieperspektiven 2015 Plus“ – das war das Leitthema des traditionellen Jahresauftaktes von Logistikcluster NRW und Verband Verkehrswirtschaft und Logistik Nordrhein-Westfalen e.V. (VVWL) am 22. Januar 2015. Partner und Gastgeber der Veranstaltung war in diesem Jahr das Cluster-Mitglied Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen zu Münster. Als Vorsitzender des Lenkungskreises des Logistikclusters NRW konnte Matthias Löhr neben über 100 Entscheidern aus Industrie, Handel und Logistik. Dr. Günther Horzetzky, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Energie, Mittelstand und Handwerk des Landes Nordrhein-Westfalen begrüßen, der neben einem interessanten Referat auch die Preise des Ideenwettbewerbs „LogistiKids“ für Kindergärten und Grundschulen überreichte. Dr. Horzetzky bekannte sich in seiner Ansprache klar zum Unternehmertum in NRW: „Wir setzen alles daran, unsere Unternehmen im internationalen Wettbewerb zu stärken.“
Matthias Löhr, zugleich Präsident des – zusammen mit dem VVWL – Clustertragenden Log-IT Club e.V. hob hervor, dass Logistik nicht nur die wesentliche Querschnitts-Funktion der modernen arbeitsteiligen Wirtschaft, der Industrie und des Handels in NRW sei. Sie sei als zweitgrößte Branche in NRW auch unmittelbar verantwortlich für den Wohlstand und sei in den vergangenen Jahren gerade für das Land NRW ein Jobmotor gewesen. Auch in 2014 habe die Logistik in Nordrhein-Westfalen mit vielen großen Investitionen ihre Bedeutung weiter ausgebaut.
Die Landesregierung habe längst den Stellenwert der Logistikwirtschaft erkannt und fördert die Logistikbranche durch das Cluster. Unser LogistikCluster NRW habe es sich zur Aufgabe gemacht, alle Kräfte in der Logistikwirtschaft in NRW zu bündeln und NRW zum Logistikstandort Nr.1 in Europa weiter zu entwickeln. Dazu gehöre eine aktive Standortvermarktung und -politik, die Unterstützung der Cluster-Mitglieder vor Ort und nicht zuletzt ihre Vernetzung im Sinne gemeinsamer Anstrengungen zur Verbesserung der Wertschöpfungsströme und der Standortbedingungen.
Dr. Benedikt Hüffer, Präsident der IHK Nord Westfalen zu Münster, bestätigte in seiner Begrüßungsrede als Gastgeber der Veranstaltung, dass die Logistik unstreitig zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor in der Industrie, aber auch im Handel geworden ist. Eine zuverlässige und effiziente Steuerung der logistischen Prozessketten sei unabdingbar für den reibungslosen Versand von Gütern und Produkten und ebenso für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Dr. Hüffer machte deutlich, dass die IHK Nord Westfalen sich gemeinsam mit den anderen Industrie- und Handelskammern in NRW seit jeher für eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit der Verkehrsinfrastruktur in Nordrhein-Westfalen einsetze und machte dies an Projekten wie dem von den IHKen und Verbänden vorangetriebenen durchgängig sechsstreifigen Ausbau der A 1 zwischen Lotte/Osnabrück und dem Kamener Kreuz fest. Er betonte, dass die IHK Nord Westfalen sich mit Nachdruck für einen starken Industrie- und Logistikstandort NRW und damit zu einer leistungsfähigen Infrastruktur bekenne.
Den Hauptvortrag hielt Dr. Klaus Engel, Vorsitzender des Vorstandes Evonik Industries AG zu den Perspektiven und Handlungsbedarfen des Industrie- und Logistikstandortes NRW. Mit einem eingängigen Bild beschrieb er den Zustand der Infrastruktur: „Wenn wir in meiner Kindheit Verwandte in Ostdeutschland besucht haben, wurde ich vom Rattern der Straßen immer wach. Das Geräusch von damals ist zurückgekehrt.“
Für ihn als Vertreter der chemischen Industrie sei der Erhalt einer gut ausgebauten und funktionierenden Infrastruktur geradezu eine Zukunftsfrage und gegenwärtig existentiell. 2012 habe die chemische Industrie in Deutschland gut 250 Millionen Tonnen Chemikalien in Deutschland transportiert – davon mehr als 55 % über die Straße. Als Hersteller seien sie ebenso wie ihre Kunden darauf angewiesen, dass diese Transporte einwandfrei und problemlos laufen würden. „Wir alle sind auf eine funktionierende Logistik angewiesen – ohne eine moderne Infrastruktur gerät das industrielle Zentrum Deutschlands in Gefahr“, brachte Dr. Engel es auf den Punkt. Allerdings seien sichere und zuverlässige Transportwege in Deutschland – einem hochentwickelten Industrieland – aktuell nicht mehr selbstverständlich. „Unser Verkehrsnetz hat Risse bekommen. Gerade Nordrhein-Westfalen als Transitland bekommt dies besonders zu spüren - Infrastrukturell lebt unsere Region seit vielen Jahren aus der Substanz.“ Ein Mahnmal dafür seien die seit 2013 nur eingeschränkt nutzbaren und für den Schwerlastverkehr gesperrten Rhein-Brücken. Nordrhein-Westfalen sei neben Hamburg das bedeutendste Logistik-Drehkreuz in Deutschland und einer der zentralen Logistikstandorte in Europa. Um diesen Stellenwert zu halten, sei eine höhere Investition in die Infrastruktur notwendig. Als wichtige Projekte nannte er den Ausbau des „Eisernen Rheins“ – und der Betuwe-Linie sowie den Ausbau der Verkehrsanbindungen an deutsche Seehäfen wie den Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven (über den 40 % der Exporte laufen) darf hierbei nicht vernachlässigt werden. „Was wir brauchen, ist ein schlüssiges Gesamtkonzept für den Ausbau und die Sanierung unserer Infrastruktur, das Bund, Länder und Gemeinden einbezieht – keinen Flickenteppich“, forderte Dr. Engel. In diesem Zusammenhang begrüßte er die Initiative der drei NRW-Minister Duin, Groschek und Walter-Borjans sehr, nach einem landesweiten Infrastrukturgipfel, der im Oktober 2014 stattgefunden hat, diesen Dialog auf Bundesebene im März dieses Jahres fortzuführen.
Dr. Engel verdeutlichte, dass die Chemie auch Lösungen für einen effizienten Transport böte. So könnten durch Additive, „Grüne Reifen“, Leichtbaumaterialien und neue Bremsleitungen ganz konkret Kraftstoffe gespart und Emissionen reduziert werden.
Neben exzellent ausgebildeten Fachkräften und Wissenschaftlern sei die Akzeptanz in der Bevölkerung ein wichtiger Erfolgsfaktor für industrielle Fertigung und gut ausgebaute Infrastruktur. Dazu müsse man die Bürgerinnen und Bürger bei der Diskussion über große Investitionsvorhaben mitnehmen und von Beginn an offen und transparent kommunizieren. Zum anderen müsse aufgezeigt werden, dass auch jeder einzelne Betroffene entweder durch gesamtwirtschaftlichen Wohlstand profitiere oder sogar durch individuelle Beteiligung beispielsweise in Bürgerbeteiligungsmodellen partizipiere. Dr. Engel zeigte sich überzeugt: „Wenn es uns gelingt, die Stärken beider Branchen noch besser miteinander zu kombinieren, werden wir hier in der Region eine gute Zukunft haben. Und davon profitiert dann schlussendlich die gesamte Industrie.“
Peter Abelmann, Clustermanager Logistik NRW, stellte den aktuellen NRW.Logistikindex vor. Im vierten Quartal lag das Klima in NRW wieder über den Werten des Bundes. Dabei bewerten die Unternehmen die Lage im vergangenen Monat und die derzeitige Lage deutlich besser als die Vorausschau in die kommenden drei Monate. Das liegt jedoch vor allem an der immer eher verhaltenen „Logistiksaison“ zum Jahresbeginn. Die Einschätzungen zum gerade begonnenen Jahr 2015 sind dagegen sehr positiv und hoffen auf eine günstigere oder zumindest gleichbleibende Logistik-Konjunktur. Es rechnen nur wenige Unternehmen in NRW und im Bund mit einer negativen Geschäftsentwicklung. Den erwarteten Kostensteigerungen von bis zu 5 % hoffen die Befragten mit entsprechenden Preisanpassungen entgegenwirken zu können. Trotz der Personaldefizite, die in der Logistikbranche signifikant zugenommen haben, hoffen die Unternehmen eine weiterhin stabile Beschäftigungsentwicklung sicherstellen zu können. Die Defizite zeigen sich vor allem beim Fahrpersonal, aber auch bei Disponenten und Niederlassungsleitern würde der Personalmangel deutlich spürbar. Insgesamt zeigt sich jedoch die große Unsicherheit der Logistiker insbesondere im Auslandsgeschäft in einem signifikanten Rückgang bei den Auslandsinvestitionen.
In einer Diskussion „Podium und Publikum“ ging es um die Perspektiven, Trends und Herausforderungen des Transport- und Logistikmarktes in 2015. Unter der Moderation von VVWL-Hauptgeschäftsführer und Clustermanager Dr. Christoph Kösters diskutierten Holger Henning, Leiter Logistik Ernsting`s family GmbH & Co. KG, Kai Herbst, Leiter Region West Schenker Deutschland AG, Matthias Löhr, Geschäftsführender Gesellschafter der LB GmbH, Dr. Franz Merath, Leiter Business Line Logistik, Evonik Industries AG, und Michael Viefers, Mitglied des Vorstandes der Rhenus SE & Co. KG.
Matthias Löhr ging von einer positiven Renditeentwicklung aus. So würden durch die Dieselpreise und andere Synergieeffekte aus der „Industrie 4.0“ wieder bessere Margen erzielbar, sofern mögliche Einsparungen nicht direkt an den Kunden weitergegeben werden müssten. Besondere Effizienzsteigerungen seien durch neue Wege in der Logistik möglich, wenn beispielsweise Ladungsträger elektronisch mit der Ware „verheiratet“ werden könnten. Wichtig sei ihm dabei, dass man Mitarbeiter, die sich mit modernsten Anwendungen und Apps privat ganz selbstverständlich befassen würden, nicht beruflich in eine Zwangsjacke eng vorgeschriebener und altmodischer EDV-Abläufe sperren dürfe. In seinem Unternehmen sei die klassische IT durch Prozessmanager ersetzt, die die IT lediglich als Werkzeug mit Cloudcomputing nutzten.
Holger Henning erwartete, dass Mobilcommerce als Fortentwicklung des e-Commerce die Distribution schneller und kleinteiliger machen würde. Neben einer höheren Anforderung würde dies aber auch Wachstum im Fashion-Bereich für die Logistik bedeuten. Henning sah ebenfalls die IT im Fokus, schließlich würde der Kunde mit seinen Erwartungen und Ideen das Geschäft antreiben. Als Dienstleister könne man sich nur bemühen, damit Schritt zu halten.
Dr. Franz Merath prognostizierte einen höheren Aufwand in der Supply-Chain. So würde sich laut einer Studie des VCI die Weltproduktion in der Chemie bis 2030 verdreifachen. Deutschland würde zwar nicht so stark wachsen wie China oder USA, würde aber vom Export profitieren. Dabei sei die chemische Industrie stark von der Infrastruktur und einer guten Vernetzung der Verkehrsträger abhängig. Beim Datenaustausch sei jedoch noch weitere Entwicklung nötig um eine kontinuierliche Überwachung der gesamten Lieferkette gewährleisten zu können. Bei der Imagebildung und Personalgewinnung sei ihm wichtig, dass die Unternehmen in die Schulen gingen, Menschen in die Unternehmen holen und Ausbildungs- und Duale Studienplätze anbieten würden. Bei der Lagerung von Gefahrstoffen sei es zunehmend schwierig, Dienstleister mit freien Kapazitäten zu finden, weswegen Evonik selbst bauen würde.
Kai Herbst machte deutlich, dass die Logistik einen funktionierenden Wettbewerb brauche, der sich nicht nur auf wenige große Anbieter beschränken würde. Nicht nur die Warenvolatilität mache die Planung schwer, auch die Spielarten der Preisgestaltung würde sich schneller entwickeln. So sei jetzt eine Flatrate wieder in der Diskussion, obwohl sich die Fuelsurcharge gerade erst durchgesetzt und für eine große Transparenz gesorgt hätte. Wichtig sei für ihn, Ausbildung und Nachwuchsförderung im Auge zu behalten, um dem drohenden Personalmangel entgegenzuwirken. Dabei sei es schon jetzt ein Problem, Fahrer zu bekommen.
Michael Viefers sah durch ein steigendes Aufkommen maritimer Verkehre, nicht zuletzt auch durch größere Schiffe, die Intermodalen Verkehre vor einer großen Herausforderung. Er betonte, dass Rhenus mit Bahn und Binnenschiff am Markt präsent seien und davon profitieren würden, große Volumina auch im Hinterlandverkehr bewegen zu können.
Auch er betonte die Wichtigkeit einer funktionierenden Infrastruktur. Der Logistiklobby hielt er zugute, dass das ständige Wiederholen der Mahnungen und Klagen langsam Früchte tragen würde, da die Politik die Notwendigkeit funktionierender Verkehrswege erkennen würde. Einen besonderen Engpass sah er in der Verkehrswegeplanung und regte an, dass Land solle auch auf private Planer zurückgreifen. Für das Jahr 2015 ging er von einem internationalen Wachstum aus. Vom papierlosen Export sei die Logistik jedoch noch entfernt. Hier seien die Dienstleister gefragt, Standards zu schaffen. Eine Diskussion mit den Zollbehörden über IT sei jedoch müßig.
Über das LogistikCluster NRW
Für das LogistikCluster NRW hat sich der LOG-IT Club e.V. als Trägerverein mit dem Verband Verkehrswirtschaft und Logistik NRW zusammengeschlossen. Gefördert wird das Projekt vom Ministerium für Wirtschaft, Energie,Industrie, Mittelstand und Handwerk des Landes NRW sowie der EU. Das LogistikCluster NRW ist Teil der NRW-Clusterpolitik unter der Dachmarke Exzellenz.NRW.
Ziel ist es, die Kräfte in der Logistikwirtschaft in NRW zu bündeln und eine aktive Logistik-Community in NRW zu bilden. NRW soll zum Logistikstandort Nr.1 in Europa weiterentwickelt werden. Dazu werden in den kommenden Jahren vielfältige Aktivitäten durch das Clustermanagement Logistik umgesetzt. Eine aktive Teilnahme an dem Netzwerk ist durch die Mitgliedschaft im LOG-IT Club e.V. möglich, derzeit sind schon über 250 Unternehmen und Institutionen aktiv als Mitglied dabei.
Weitere Informationen erhalten Sie von den beteiligten Partnern
LOG-IT Club e.V. VVWL e.V.
Peter Abelmann Dr. Christoph Kösters
Geschäftsführer Hauptgeschäftsführer
Mallinckrodtstraße 320 Haferlandweg 8,
44147 Dortmund 48155 Münster
Tel.: 0231 - 54 17 193 Tel.: 0251/6061-410
Fax: 0231 - 54 17 387 Fax: 0251/6061-414
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Internet: www.logistikcluster-nrw.de
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