Wir ebnen Wege.
Traditionell fand die Ehrung der jahrgangsbesten Absolventen der Lehrabschlussprüfungen 2015 im Berufsbild "Fachkraft für Möbel-, Küchen- und Umzugsservice" (FMKU) in Nordrhein-Westfalen am 27. Oktober 2015 im Rahmen der Delegiertenversammlung des Landesverbandes Möbelspedition und Logistik im Verband Verkehrswirtschaft und Logistik (VVWL) e. V. in Werl statt. Der Vorsitzende Jürgen Zantis, Maassen & Becker GmbH, Alsdorf, betonte in seiner Laudatio: "Eine qualifizierte Ausbildung und qualifizierte Mitarbeiter sind wichtig für uns mittelständische Möbelspeditions- und Umzugsunternehmen. Denn Eines ist sicher: Es wird immer schwieriger und eine große Herausforderung, auch zukünftig geeignete Fachkräfte zu finden und an unsere Unternehmen zu binden."
Daher freute es ihn umso mehr, auch in diesem Jahr wieder die drei besten Absolventen und deren Ausbildungsbetriebe auszeichnen zu dürfen.
Namentlich waren dies in diesem Jahr: Marian Benedikt Trompeter und Marc Brauer vom Ausbildungsbetrieb Hartmann International GmbH & Co. KG aus Paderborn sowie Daniel Lauterbach vom Ausbildungsbetrieb H. Lauterbach & Fr. Klophaus GmbH aus Wuppertal.
Die drei jungen Herren erhielten aus den Händen des Vorsitzenden Jürgen Zantis wertvolles berufsspezifisches Werkzeug und Urkunden. Darüber hinaus wurden den Ausbildungsbetrieben ebenfalls Urkunden übergeben. Ein Film über die Ehrung ist auf dem YouTube-Kanal des VVWL zu finden.
In seinem gewerbepolitischen Bericht gab Zantis einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen im Gewerbe. Die letzte Mautänderung zum 1. Oktober 2015 war besonders relevant für die Möbelspediteure, da diese größtenteils 7,5-Tonnen-Fahrzeuge einsetzen, die nunmehr mautpflichtig sind.
Schon seit einiger Zeit kümmert sich der Landesverband NRW um das Thema "Öffentliches Vergabewesen“ und widriges Ausschreibungs- und Auftragsvergabe-Verhalten von öffentlichen Einrichtungen. Die Bundesorganisation AMÖ hatte im Mai 2015 Gelegenheit zum Referentenentwurf zur Modernisierung des Vergaberechts Stellung zu nehmen, woran sich auch der VVWL beteiligte. Durch den gemeinsam erarbeiteten Vorschlag soll im Rahmen der Vergabeverordnung die Überprüfbarkeit durch konkretere Vorgaben sichergestellt werden. Eine solche Konkretisierung könnte beispielsweise wie folgt lauten:
"Liegt bei personalintensiven Dienstleistungen der Preis pro Mannstunde so weit unterhalb des marktüblichen Preises, dass ein Verstoß gegen die Vorschriften des Mindestlohngesetzes als wahrscheinlich anzusehen ist, hat die über die Auftragsvergabe entscheidende Stelle die Kalkulation des Angebots eingehend zu überprüfen, um Lohndumping auszuschließen. Maßgeblich für die Vergabe öffentlicher Aufträge ist der Nettopreis.“
Nunmehr müssen AMÖ und VVWL abwarten, ob der Vorschlag Eingang in die neue Verordnung findet.
Da Umzugsunternehmen in den Sommermonaten große Auftragsspitzen haben, wollen Bundes- und Landesverband beim Thema "Saisonarbeit“ ansetzen und der Arbeits- und Sozialministerkonferenz im November eine Initiative vorstellen, um ein erleichtertes Verfahren für Umzugsspeditionen zu erreichen. Auf Basis einer vertraulichen Mitgliederumfrage wurden Monatsumsätze festgestellt, die in den Monaten Juni bis Oktober den durchschnittlichen Umsatz um mehr als 25 Prozent übersteigen. Daher ist beabsichtigt, die Arbeits- und Sozialministerkonferenz für diese Monate um ein vereinfachtes Ausnahmeverfahren von den Arbeitszeitregelungen zu bitten. Vorbild ist eine entsprechende Regelung, die in der Schweiz für die Hotellerie Anwendung findet. Hier liegt die Schwelle bei 35 Prozent Überschreitung des durchschnittlichen Monatsumsatzes.
Kritisch äußerte sich der Vorsitzende über einige Internetbörsen, die Umzugsleistungen mit sehr fragwürdigen Garantien zu Preis und Qualität vermitteln.
Außerdem gab er einen Überblick über die Aktionen des Landesverbandes gegen den unlauteren Wettbewerb. Dies sei keine leichte Aufgabe, denn sobald es gelingt, einen unseriösen Anbieter vom Markt zu verdrängen, tauchen an anderer Stelle gleich zwei neue auf.
Der stellvertretende Vorsitzende Johannes Röhr, Anton Röhr GmbH & Co.KG, Rietberg, ergänzte den Bericht um aktuelle Entwicklungen in der Neumöbellogistik.
Nach einer kurzen Kaffeepause wurde die Delegiertenversammlung zum öffentlichen Unternehmerforum, um die Fachvorträge allen interessierten Mitgliedern des Landesverbandes NRW anzubieten.
Rechtsanwältin Sue Ann Becker vom Bundesverband AMÖ hatte ihren Vortrag unter die Überschrift "Keine Angst vor dem eigenen Recht - Das Pfandrecht des Lagerhalters und seine Ausübung" gestellt. Gleich zu Beginn warnte sie die Unternehmer vor überhöhten Erwartungen, schaffte es aber im weiteren Verlauf, passend zum Vortragstitel die Angst vor der Ausübung des eigenen Rechts zu nehmen.
Sie hatte zahlreiche Tipps aus der Praxis parat, unter Anderem zur Anwendung des inkonnexen Pfandrechts und bei Problemen bei Versteigerungen. Sollte das Lagergut bei einer Versteigerung nicht verkauft werden, so ist es unter Umständen empfehlenswert, dass der Unternehmer das Gut zum Mindestgebot ersteigert, um selbst darüber verfügen zu können.
Becker schaffte es, dieses trockene und komplizierte Thema interessant und lebhaft vorzutragen und allen Anwesenden zu vermitteln, dass es lohnenswert ist, sich um eine Bezahlung eigener Forderungen zu mühen: "Es lohnt sich, zu kämpfen!"
Der zweite Teil des Unternehmerforums widmete sich einem Bereich, der wichtig ist für die Entwicklung der Unternehmen: Produktinnovation und Digitalisierung von Geschäftsprozessen. Andreas Baum und David Simons von der Firma Denkpark GmbH stellten ihr Produkt "Moverscan" vor, so etwas wie das digitale Auge des Umzugsunternehmers. Moverscan versteht sich als Online-Umzugsberater und soll den Umzugsunternehmer unterstützen in Fällen, bei denen eine Vor-Ort-Besichtigung aus wirtschaftlichen, terminlichen oder persönlichen Gründen nicht möglich ist. Auch bietet die Software eine einfache Möglichkeit, den Erstkontakt zum Kunden schnell zu intensivieren und die Kundenbindung zu erhöhen.
Mit der neuen Technik führt der Kunde selbst die Bestandsaufnahme des eigenen Umzugs per Smartphone durch. Er bekommt einen personifizierten Link auf sein Smartphone geschickt und wird durch ein Online-Tool angeleitet, dem Umzugsunternehmer kalkulationsrelevante Angaben sowie aussagekräftige Fotos zur Verfügung zu stellen. Anhand dieser Daten kann der Umzugsunternehmer dem Kunden ein Angebot erstellen.
Sowohl der VVWL als auch die AMÖ sehen hierin eine zukunftsweisende Innovation und streben eine Kooperation mit Denkpark an, um "Moverscan" unter www.moverscan.de exklusiv für Mitglieder zur Verfügung zu stellen. Geplant ist ein Testzeitraum vom 01.11.2015 bis 30.06.2016, in dem Mitgliedsunternehmen "Moverscan" zu einem Vorzugspreis sechs Monate lang testen können bei monatlicher Kündigungsfrist. Außerdem sollen die Unternehmen an der Weiterentwicklung des Tools mitwirken.
Die anwesenden Unternehmensvertreter zeigten großes Interesse an dieser Kooperation.
Im nächsten Schritt werden nun die genauen Konditionen ausgehandelt, bevor das konkrete Angebot an alle Mitglieder des Landesverbandes Möbelspedition und Logistik in Nordrhein-Westfalen versandt wird.
Zum Abschluss des Unternehmerforums stellt Sven Heinz aus der Unternehmensberatung des VVWL die Idee eines Workshops vor, in welchem ein Tool zur Kosten- und Leistungsrechnung speziell für Möbelspediteure ausgearbeitet werden soll. Interessierte Unternehmen, die hierbei mitwirken möchten, wenden sich bitte direkt an die Geschäftsstellen des Verbandes in Düsseldorf und Münster.