Wir ebnen Wege.
Hürth: Am 18. März 2015 fand im Feierabendhaus in Hürth das nunmehr vierte BranchenForum ChemieLogistik des LogistikClusters NRW statt. Mit erneut über 100 Teilnehmern war die gemeinsam mit der InfraServ GmbH & Co. Knapsack KG, dem Verband Verkehrswirtschaft und Logistik NRW (VVWL), ChemCologne und der BVL Regionalgruppe Rhein organisierte Veranstaltung wieder ein voller Erfolg. Im Zentrum der Veranstaltung standen an diesem Tag Fachbeiträge und Diskussionen zum Themenbereich „Lagerung und Versand von Gefahrstoffen“. Natürlich wurde wieder genug Platz geboten, damit alle Beteiligten der logistischen Kette in der chemischen Industrie ausführlich miteinander „networken“ konnten.
Zunächst begrüßten Dr. Clemens Mittelviefhaus von der InfraServ GmbH & Co. Knapsack KG als Ausrichter der Veranstaltung und Dirk Emmerich als Vorstand des clustertragenden LOG-IT Club e.V. die Gäste. Dabei wurde bereits deutlich, dass die logistischen Herausforderungen der Chemieindustrie ein wichtiges Thema bleiben.
Im ersten Vortrag eröffneten Daniel Wauben, ChemCologne und Prof. Dr. Carsten Suntrop den Reigen der Vorträge. Vorgestellt wurden die Kernaussagen der Studie „Chemielogistik im Rheinland“. Gemeinsam erläuterten Herr Wauben und Prof. Dr. Suntrop, dass das Rheinland mit 230 Unternehmen, 70.000 Beschäftigten und ca. 32 Mrd. € Umsatz zu den bedeutendsten Logistikregionen Deutschlands gehört. Wie in anderen Branchen wird die Chemielogistik jedoch vorwiegend als Transport und nicht als übergreifendes Management von Wertschöpfungsketten verstanden. Auch deshalb sehen die beiden Referenten nur einen durchschnittlichen Entwicklungsgrad in der rheinländischen Chemielogistik. Als weiteres Manko werden die Defizite in der Angebots- und Nachfragesituation genannt, dazu zählen u.a. die fehlende Steuerung von Lagerkapazitäten im verpackten Bereich sowie eine fehlende Transparenz von Lagerkapazitäten insbesondere für Tankcontainer/Container-Boxen. Die Wettbewerbsfähigkeit, Infrastruktur, Transparenz, Automatisierung sowie der Verkehr und das Personal wurden als zukunftsweisende Top-Themen aufgezählt, welche durch gemeinsame Bemühungen von allen Beteiligten rund um das Thema Chemielogistik im Rheinland bewältigt werden sollten.
Der nächste Vortrag kam von Frank Ostermann, integral logistics GmbH & Co. KG, und beschäftigte sich mit der Entwicklung und dem Bau moderner Gefahrstofflager. Herr Ostermann präsentierte drei Referenzprojekte und zeigte, dass im Planungsprozess nicht nur die gesetzlichen Vorgaben, die stark vom Gefahrgut abhängen, sondern auch die Anforderungen des Kunden bzw. des Lagerbetreibers in der Planung eines Gefahrstofflagers Berücksichtigung finden müssen. In seinem ersten Beispiel ging Herr Ostermann auf die Inertisierung (Sauerstoffreduktion durch das Zuführen von Stickstoff) ein und wie sich damit eine aktive Brandvermeidung erreichen lässt. Die Vorteile lägen hier u.a. bei Personenschutz, Sachwert- und Vermögensschutz, Schutz vor Lieferausfall, Kundenverlust, Schutz vor Betriebsunterbrechung und Umweltschutz. In den beiden anderen Referenzprojekten erklärte er den Einsatz zweier passiver Brandschutzmethoden (Sprinkleranlage und per intelligentem Verwaltungssystem überwachte Gefahrstoff-Lagerung). Insgesamt zeigte Herr Ostermann, dass der Bau von Gefahrstofflägern branchen- sowie nutzungsspezifisch und die Planung mit Fachplanern und Behörden ein vernetzter Prozess ist.
Nach einer Pause mit reichlich Gelegenheit zum Netzwerken erklärte Sebastian Wiederer, Werkfeuerwehr des CHEMPARK / Currenta GmbH & Co. OHG, wie sich ein systematischer Schutz der Chemielogistik aus Sicht einer Werkfeuerwehr erreichen lässt. In seinem Vortrag zeigte er daher, dass die Werkfeuerwehr nicht nur im Notfall eingreift, sondern auch als Berater zur Verfügung steht, insbesondere um Risiken zu minimieren. Als Elemente der Gefahrenabwehr nennt Herr Wiederer den vorbeugenden Brandschutz, die Einsatzplanung und das Krisenmanagement, die Ausbildung, Service und Technik, Sicherheitszentren sowie den klassischen Notfalleinsatz. Herr Wiederer wies darauf hin, dass aus Sicht der Werkfeuerwehr alle Beteiligten in der Chemielogistik in der Pflicht stehen, vorsorglich und konstruktiv sowie aktiv für Sicherheit zu sorgen, sodass lebensbedrohliche Situation verhindert bzw. im Notfall besser beherrscht werden können.
Die letzte Präsentation des Tages hielt Richard Bog, Mitglied des Branchenkreises ChemieLogistik.NRW. Beispielhaft zeigte er, dass einige gesetzliche Regelungen der Ladungssicherung zum einen veraltet sind und sich zum anderen auch gegenseitig widersprechen. Hinzu kommt, dass die meisten Verladeanweisungen oft so kompliziert verfasst seien, dass sie in der Praxis selten Anwendung fänden. Die Folge sei, dass in vielen Fällen und über alle Hierarchieebenen große Unsicherheit und teilweise Frustration herrsche. Herr Bog plädiert daher für eine Vereinfachung der Verlade- und Ladungssicherungsanweisung in Bild statt in Schrift, um die tägliche Arbeit des verladenen Personals sowie der Berufskraftfahrer zu erleichtern.
Ein wichtiger Tagesordnungspunkt in allen BranchenForen des LogistikClusters NRW ist immer eine Podiumsdiskussion unter Einbindung des Publikums. Dafür standen Richard Bog, Dirk Emmerich, Frank Ostermann, Sebastian Wiederer und Prof. Dr. Thomas Krupp (Fachhochschule Köln) zur Verfügung. Die Diskutanten waren sich einig darüber, dass sowohl die kleinen von großen Gefahrstofflagern lernen können, als auch anders herum. Auch stimmten die Meinungen beim Thema demographischer Wandel überein. Dabei spielen künftig jedoch nicht nur die Mehrsprachigkeit und der Personalmangel im Bereich der Lagerarbeiter und Fahrer eine Rolle, sondern auch künftige Personalengpässe in Managementfunktionen. Uneinig waren sich die Diskutanten in Puncto Lagerkapazitäten. Auf der einen Seite scheint es (theoretisch) genügend Kapazitäten für Gefahrstoffe zu geben, sodass Angebot und Nachfrage nur intelligenter zusammengeführt werden müssten. Auf der anderen Seite herrschte jedoch der Tenor, dass mehr Kapazitäten gebraucht werden, insbesondere für Gefahrstoffe ab Klasse sechs aufwärts. Insgesamt scheinen die Probleme und Herausforderungen in Gefahrstofflägern weiterhin spannendes Thema bleiben.
Im Anschluss der Podiumsdiskussion bot das Cluster noch weitere Möglichkeiten zum Networking. Die Veranstalter waren sich einig, auch 2016 wieder ein BranchenForum ChemieLogistik durchzuführen!
Über das LogistikCluster NRW
Für das LogistikCluster NRW hat sich der LOG-IT Club e.V. als Trägerverein mit dem Verband Verkehrswirtschaft und Logistik NRW zusammengeschlossen. Gefördert wird das Projekt vom Ministerium für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk des Landes NRW sowie der EU. Das LogistikCluster NRW ist Teil der NRW-Clusterpolitik unter der Dachmarke Exzellenz.NRW.
Ziel ist es, die Kräfte in der Logistikwirtschaft in NRW zu bündeln und eine aktive Logistik-Community in NRW zu bilden. Dazu werden in den kommenden Jahren vielfältige Aktivitäten durch das Clustermanagement Logistik umgesetzt. Eine aktive Teilnahme an dem Netzwerk ist durch die Mitgliedschaft im LOG-IT Club e.V. möglich, derzeit sind schon fast 250 Unternehmen und Institutionen aktiv als Mitglied dabei.